Igelfreundlicher Garten: Naturnahe Gartengestaltung für heimische Arten
Ein naturnaher Garten in grüner Umgebung wird gern von heimischen Tieren bevölkert, wenn wir ihnen ausreichend Raum eingestehen und innerhalb unseres Ordnungs- und Organisierungswahns ein paar Dinge beachten.
Grundsätzlich sind beispielsweise Igel typische Kulturfolger; lebten sie zunächst wahrscheinlich in Wäldern und Waldrändern mit vielen unterschiedlichen Pflanzen und damit auch unterschiedlichen Nahrungsangeboten, so sind sie heute häufig auch im Hausgarten anzutreffen.
Möchten wir in unserem Hausgarten auch Igel begrüßen, sollten wir einige Dinge wissen, um ihnen das Leben in unserem Garten schmackhaft zu machen.
Im Besonderen in naturnahen Gebieten (an Saumbiotope angrenzend) oder in der Nähe größerer Wälder und Parks ist das Auftreten eines Igels im Garten recht wahrscheinlich, aber auch in Gebieten in denen sich Hausgarten an Hausgarten reiht, können Igel sesshaft werden, wenn ihre Bewohner ihnen den passenden Platz und die notwendigen Schlupflöcher lassen. Dazu sollten Drahtzäune beispielsweise etwa 10 cm über dem Boden enden.
Die Lebensgewohnheiten eines Igels
Igel sind Einzelgänger mit Revieren, die selten verteidigt werden gegen andere Igel. Deshalb überschneiden sich die Reviere oft miteinander und so kann man auch mehrere Igel zu Besuch in seinem Garten haben. Im Laufe des Sommers schlafen Igel in der Regel unter Holzschuppen, im hohen Gras, unter dichten Büschen und anderen einfach zu erreichenden Schlafgelegenheiten. Nur bei der Aufzucht der jungen und beim Winterschlaf achten Igel auf ein bisschen mehr Komfort: Sie müssen gut wärmeisoliert sein, möglichst regen- und schneedicht sein. Die Baumaterialien, die sie dafür nutzen sind in der Hauptsache Äste/Totholz und Laub. Die Quartiere werden gern in Hohlräumen unter menschlichen Bauten errichtet (z. B. wenn man Holz auf Paletten stapelt), oder unter Dachüberständen von Carports, die an einer Seite mit einer Hecke eingefasst sind.
Gekaufte Igelhäuser müssen genug Innenvolumen aufweisen, um vom Igel ausreichend ausgefüttert/isoliert werden zu können. Bitte prüft die Häuser auf eine Innenhöhe von 30cm.
Es wäre aber falsch von uns anzunehmen, wir könnten unseren Igel auch "behalten": die Reviere eines Igels sind bis zu 100 Hektar groß (bei umtriebsamen Männchen). Aber auch die Weibchen reisen gern durch ihr Revier und legen dabei, je nach Nahrungsangebot, Nistmöglichkeit und bewährter Winterquartiere, zwischen nur wenigen hunderten Metern und gleich mehreren Kilometern zurück.
Diese "Reiselust" müssen wir unterstützen, wenn wir Igel in unserem Garten beherbergen wollen, im Besonderen bedeutet das für uns, wie schon gesagt: Zäune nicht zu dicht machen.
Einerseits müssen sich die Igel zwecks Fortpflanzung treffen können, andererseits reicht ein Standard-Reihenhausgarten mit 300-500 m² Fläche nicht für ein komplettes Igelleben aus. Im besten Fall können wir die Ein- und Ausgänge zu anderen Gärten zeigen lassen und nicht direkt zur Straße. Leider werden jedes Jahr bis zu 500.000 Igel überfahren.
Damit kommen wir auch zu den Feinden des Igels: Der Mensch, der Uhu, Füchse, Dachse, Hunde und Katzen können Igel verletzen und töten. Grundsätzlich sind Igel allerdings nur durch die erste Art und den Straßenverkehr maßgeblich bedroht. Hundebesitzer sollten, wenn sie von einem Igelnest mit Jungen in ihrem Garten wissen, die Nacht über vielleicht etwas den Auslauf einschränken. Aber auch Katzenbesitzer, deren Katzen raus und rein dürfen - könnten darüber nachdenken.
Im Besonderen die jungen Igel können von Katzen getötet werden und auch, wenn Hunde innerhalb der menschlichen Gesellschaft, oft den schlechteren Ruf haben - so mag man doch vermuten, dass mehr Wildtiere (Vögel, Mäuse, Jungtiere von anderen Säugetieren) von Katzen und nicht von Hunden getötet werden.
Es ist auch sehr interessant, seinen Hund beaufsichtigt die Erfahrung mit einem Igel machen zu lassen, sofern man dem Hund zutrauen kann, sich selbst und auch den Igel nicht zu verletzen: Ein kurzes Schnuppern kann erlaubt sein, sollte während der Aufzucht der Jungigel (Geburt ca. August-September plus ca. 6 Wochen Aufzucht) aber besser unterbleiben: Igelmütter haben dann alle Hände voll damit zutun, ihre Igelkinder durchzufüttern und benötigen keinen zusätzlichen Stress.
Vorteilhaft daran, Igel und Hund miteinander unter Aufsicht bekannt zu machen, ist im Besonderen der Umstand, dass man den Hund ja beeinflussen kann. Früher oder später würden sie sich sowieso treffen, um so besser, wenn dann schon die Grundregeln vereinbart wurden, oder?
Aber gehen wir mal zu dem Punkt "durchfüttern": Igel sind kleine, bestachelte Raubtiere und ernähren sich überwiegend von Käfern, Würmern und Schnecken. Pflanzliche Kost wird in der Regel verschmäht.Deshalb sollten wir unseren Garten auch so gestalten, dass dieser käfer-, würmer- und schneckenfreundlich ist. Denn ohne diese Tiere könnten wir auch keinen Igel im Garten haben.
Jungtiere im Herbst: sollten ab 300 Gramm draußen bleiben! Igel sind niedlich und im besonderen die Jungtiere können dazu verführen, im falschen Tierschutzgedanken gleich einen Igel bei sich einziehen zu lassen. Nach dem „BUND“ ist es jedoch so: Erst ab Mitte bis Ende November sollte man in der Regel beginnen, kleine Igel einzusammeln, und dass auch nur dann, wenn diese unter 300 Gramm wiegen. Diese Informationen beziehen sich auf den Raum in und um Darmstadt und bezieht sich auf eine Temperatur von durchschnittlich 5°C.
Wenn man sich gar nicht anders zu helfen weiß (Ende September beispielswiese) und der Anblick einem doch zu jämmerlich erscheint, sollte man einfach zufüttern. Igel gehören in die Natur und sollten deshalb nur im äußersten Notfall daraus entnommen werden.
Zufüttern ist relativ einfach, pro Tag kann man etwa 30 g Futter raus stellen (z. B. in die Nähe des Igelnestes), dass kann Katzenfutter ohne Kohlenhydrate sein (pures Fleisch) oder in Pflanzenöl gebratenes Ei oder Hackfleisch. Auf keinen Fall Milch füttern - Igel sind laktoseintolerant und bekommen teilweise lebendbedrohliche Durchfälle durch Milch.
Grundsätzlich sollte man nicht zuviel zufüttern, bei Igeln, die in Gefangenschaft leben (weil sie gerettet wurden), drohen bei Mangelernährung Stachelausfall, Verfettung und Hautprobleme. Daran ändert auch industrielles Igelfutter und Katzenfutter nichts. Besser wäre es, wenn die Igel sich natürlich von Käfern, Raupen, Schnecken, Würmern und einigen Früchten eigenständig ernähren und Hackfleisch und Katzenfutter nur als „Schmankerl“ kennenlernen. Hundefutter geht im übrigen auch, wenn es keinerlei Soja-, Mais-, Getreide-, Kartoffel-, oder Gemüsezusätze hat. In der Regel ist Hundefutter oft bis zu 70% pflanzliches Material hinzugefügt, das wäre ungeeignet (bitte die Zutatenliste genau durchlesen)!