Rot-Grün-Schwäche oder Blausehschwäche im Garten - Farbensehschwäche und Gestaltung mit Pflanzen?
Den Garten mal mit anderen Augen sehen: viele Vergleichsbilder von Gartenpflanzen, die einem die Unterschiede der Farbwahrnehmung deutlich machen.
Als ich zuletzt meinen Garten betrachtete, noch im Winter, dementsprechend waren die Farben oft etwas gräulich, bräunlich und nur wenige mutige Pflanzen trauten sich, trotzdem Blüten in die Luft zu strecken, da fragte ich mich, wie wohl Menschen mit Rot-Grün-Schwäche oder Blau-Schwäche Gärten sehen. Gibt es Pflanzen, die für Normalsichtige besser aussehen, oder gibt es gar Pflanzen, die für rot-grün geschwächte Personen besser aussehen?
Ich nehme an, für betroffene Personen dürfte ihre "Schwäche" im Garten wenig gestalterische Einschränkungen liefern, wobei womöglich die Auswahl der Pflanzen eine andere sein wird.
Letztendlich entwickelt sich ein "Geschmack" und eine Vorstellung von "Farbharmonie" natürlich auch für Menschen, die nicht alle Farben wahrnehmen können.
Eigentlich ist es daher weniger ein Artikel für selbst betroffene Gärtner, als für Gärtner und Gärtnerinnen, die Personen mit Farbschwäche eine Freude im Garten bereiten wollen.
Dank der modernen Computerprogramme ist es nämlich gar nicht mehr schwer, sich vorzustellen, wie jemand Mohn sieht, der kein Rot sehen kann. Genauso Johannisbeeren oder Erdbeeren.
Dabei muss man im Übrigen zwischen einer Farbschwäche und der Farbenblindheit unterscheiden, komplett farbenblinde Personen sehen alles in "Grauschattierungen". Nur etwa einer von 50.000 Menschen ist davon betroffen ist. Häufiger ist z. B. bei Männern die Rot-Grün-Schwäche, bei der die Unterscheidung von rot und grün schwierig ist.
Farbe wird dabei vom Menschen in etwa so "errechnet": Wir haben im Auge 3 verschiedene Arten von Zapfen, die "kurzwelliges", "mittelwelliges" und "langwelliges" Licht wahrnehmen. Aus diesen verschiedenen Informationen errechnet das Gehirn dann die verschiedenen (gemischten) Farbeindrücke z. B. lila (blau, rot) oder orange (grün, gelb).
Fehlt ein Zapfen, oder sind die lang- oder mittelwelligen Zapfen zu schwach ausgeprägt, sehen Betroffene die Farben nicht mehr "wie andere".
Man spricht von einem "Protan-Farbdefekt" oder "Protanopie" ,wenn es eine Schwächung der "langwelligen" rot wahrnehmenden Zapfen ist:
Die Unterscheidung von rot und grün von gelb ist schlechter, rot erleidet einen Helligkeitsverlust. Wenn wir rot "abschwächen", sehen wir so etwas wie "dunkelgelb" oder auch "braun" oder "leicht orange-braun".
Dagegen spricht man von "Deuteranomalie" oder "Deuteranopie", wenn die mittelwelligen grünen Zapfen nicht richtig arbeiten oder fehlen, dann können die Personen grün, gelb, rot und manchmal auch grau nicht so gut voneinander unterscheiden. Es gibt aber keinen "Helligkeitsverlust" wie bei dem Protan-Farbdefekt.
Schwierig sind für Betroffene vor allem menschliche Symbolstrukturen, wenn wir beispielsweise noch weit vor der Ampel nach "rot" und "grün" Ausschau halten können, sehen Betroffene eventuell nur ein Licht, das genauso gut von einer Straßenlaterne ausgehen könnte.
Zudem gibt es auch noch die Blau-Blindheit, bei dem die Blau-Zapfen fehlen, man nennt dies "Tritanopie" bzw. die Blausehschwäche "Tritanomalie".
Auf den Garten, bzw. die Natur gemünzt, kann ich mir folgende Problematiken vorstellen:
Schwierigkeiten bei der Erkennung von Gewächsen, weil Farbinformationen fehlen (z. B. um eingewanderte Wildkräuter, auch Unkraut genannt, zu identifizieren) und weil Normalsichtige oft mit Farbinformationen ihre Beschreibung beginnen.
Erschwertes Feststellen von Reifegraden durch optische Merkmale: z. B. bei roten Johannisbeeren oder Erdbeeren.
Unter Umständen anderes ästhetisches Empfinden von Gartenstrukturen und Planungen. Was für den unter Farb-Schwäche leidenden Menschen kein Problem sein muss, wenn er oder sie mit in die Planung einbezogen wird und für ihn sichtbare gestalterische Elemente prägen kann. Ich denke, dass hier auch für Normalsichtige neue, und interessante Gartenbilder entstehen!
Letztendlich muss man ja bedenken, dass ihre Art zu sehen für Betroffene vollkommen normal ist. Es fehlt ihnen nichts: Es ist nicht so, als würde man einem Normalsichtigen plötzlich die Farbe Rot wegnehmen. Es ist vielleicht eher so, als würde uns ein "Smaragdprachtbarsch" bemitleiden, weil wir Strahlung im infraroten Bereich nicht wahrnehmen können.
Schwierigere Erkennung von Pflanzenkrankheiten, weil auch hier Farbinformationen fehlen. Ein Beispiel dafür könnte die Erkennung von Chlorosen sein. Ich stelle mir vor, dass vor allem für Gärtner mit Deuteranamolie, also einer "Grün-Schwäche", die Unterscheidung zwischen saftig grünen und "chlorotisch gelblichen" Blättern schwerer fällt.
Pflanzenbilder mal "anders" gesehen: