Haselnuss im Hausgarten

Die Sorten im Überblick, der Anbau und die Betrachtung der möglichen Schädlinge

Haselnüsse gehören zur Familie der Birkengewächse (Betulacea) und werden in der Regel bis zu 6-7 m hoch. Bis auf den Baumhasel treiben alle Haselnusssträucher neue Ausläufer, weshalb man Haselnusssträucher besser nicht an die Grundstücksgrenze setzt. Auch eine Veredelung von Haselnussorten auf die Baumhasel ist möglich, um Ausläuferbildung zu vermeiden, aber nur selten im Handel zu beziehen. Es lohnt sich jedoch explizit nachzufragen oder nach Handelspartnern zu suchen, da die auf Baumhasel veredelten Pflanzen eben keine Ausläufer bilden und mit einem Leimring gegen Haselnussbohrer geschützt werden können (der Erfolg dieses Leimrings ist jedoch zweifelhaft, siehe unten).

Je nach Ausläuferneigung und Sorte kann mit einem Durchmesser von bis zu 7 m im Alter ausgegangen werden. Wurzelschösslinge können aber auch abgehackt oder ausgerissen werden.

Kleiner bleiben die Korkenzieherhasel, die eher als Ziersträucher angepflanzt werden, sie eignen sich gut, wenn man hungrigen Bienen im kalten Frühjahr einen Snack zur Verfügung stellen möchte - außerdem sind Korkenzieherhasel sehr pflegeleicht.

Im beruflichen Anbau werden 5x5 m Pflanzabstand empfohlen, bei maschineller Ernte etwa das Doppelte. Im Hausgarten sollten wir also einen Durchmesser von mindestens 5 Metern für die Haselnuss reservieren. Wer die Haselnuss in die Nähe des Zaunes setzten möchte, sollte dementsprechend mindestens 2,50 m Abstand halten. Außerdem sollte geprüft werden, ob die Haselnuss für diesen geringen Abstand nicht zu hoch wird (gesetzliche Vorschriften über Hecken des Landes beachten).

Nach der Pflanzung muss man etwa 10 Jahre warten, bis der Vollertrag des Haselnussstrauches zu erwarten ist. Insgesamt ist eine Haselnuss also eine Dauerkultur mit bis zu 40 Jahren Ertrag.

In der Regel sollte man mindestens 2 Haselnusssträucher, in geeigneter Windrichtung, pflanzen, um die Bestäubung zu verbessern, denn manchmal wird angegeben, die Früchte wären hohl, wenn sie nicht befruchtet wurden. Allerdings dürfte sich dann eigentlich auch keine Schale bilden. Wahrscheinlichere Ursache für die hohlen Früchte sind zu kühle Temperaturen, Nährstoffmangel (Kalium, Stickstoff, Bor), zuviel Schatten oder Trockenheit im Frühsommer. Man sollte die hohlen Früchte auch nicht mit dem Schadbild des Haselnussbohrers verwechseln, der ein Loch in die Schale bohrt und das Fruchtfleisch verspeist.

Nüsse der Halleschen Riesen sind weniger anfällig für den Haselnussbohrer, da der Haselnussbohrer meist dünnschalige Haselnüsse befällt, diese sind leichter aufzubohren. Deshalb sollte man abwägen, eine Sorte mit dickschaligen Früchten zu nehmen, die dafür aber zwar Ertragsvolumen, als beispielsweise Webbs Preisnuss liefern; der Kernanteil ist bei den dickschaligen Früchten zwar etwas geringer, dafür spart man sich den Kampf mit einem weiteren Schädling im Hausgarten.

Passend dazu könnte man in der Hauptwindrichtung (oft Westen) eine rote Zellernuss setzen, sie ist ein guter Bestäuber, hat kleinere Früchte, die aber auch dickschalig sind.

Wer mehr Wert auf den Ertrag legt und keine Arbeit scheut, sollte Haselnüsse mit viel Fruchtfleisch (Nuss) aussuchen, die Halleschen Riesen haben ein Kern-Schalen-Verhältnis von etwa 38%, Webbs Preisnuss schafft gut 45% und die Ricia di Talanico schafft sogar um die 52% Kernanteil.

Ist ein Haselnussstrauch vom Haselnussbohrer befallen, kann man ab Mitte Mai Tücher unter den Sträuchern ausbreiten und die Käfer abklopfen. Nach der Ernte kann man die Haselnüsse auf luftigen Stiegen lagern und eine Plastikwanne darunter stellen: Die Larven schlüpfen dann aus den Nüssen und fallen in die Wanne. Die Nüsse zeigen dann eine etwa 2mm große Öffnung und können aussortiert werden. Im Hausgarten können weiterhin Nematoden gegen Rüsselkäfer eingesetzt werden und Hühnerhalter können einen Auslauf um den Haselnussstrauch einrichten, um die Larven zu bekämpfen.

Hilfreich ist auch, den Boden unter den Haselnusspflanzen stets sauber zu halten, das heißt: abgefallene Nüsse schnell aufsammeln und nicht liegen lassen. Auch das Absammeln von vorzeitig braun gefärbten/befallenen Nüssen kann helfen. Mit etwas Glück haben die Larven so keine Zeit, auszuschlüpfen und sich im Boden einzugraben und zu verpuppen. Alle Larven, die sich verpuppt haben, können, müssen aber nicht, im nächsten Jahr schlüpfen. Ein starker Befall in diesem Jahr hat keine Aussagekraft über das nächste Jahr.

In der Einleitung wurde schon der Leimring an auf Baumhasel veredelten Haselnusspflanzen angesprochen: Der Haselnussbohrer-Käfer wird regelmäßig als Flugfaul beschrieben. Im Abschlussbericht „Ist der Anbau von Haselnüssen zur Fruchtgewinnung in Bayern wirtschaftlich möglich?“ der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wird jedoch an dieser These gezweifelt. Im Jahr 2011 wurde in einigen Haselnussanlagen ein Test durchgeführt, es wurden Leimringe angebracht, um zu prüfen ob der Haselnussbohrer nach dem Schlupf den Stamm hochklettert, um die Nüsse zur Eiablage zu erreichen. An keinem der angebrachten Leimringe konnte ein Haselnussbohrer gefunden werden.

Ein Leimring kann aber dennoch hilfreich sein, z. B. gegen den Frostspanner. Trotzdem zeigt sich hier wieder einmal: Nicht alle Tiere lesen die gleichen Fachbücher, wie wir und halten sich daran... Weder unsere Haushunde, noch die Blattläuse oder Haselnussbohrer.

Als Abwehrmaßnahme mit nicht-gesicherter Wirkung empfiehlt die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft auch das Ausbringen von Nematoden (Heterorhabditis): Einerseits gegen Ende April, kurz bevor die Haselnussbohrer das Winterquartier verlassen und andererseits im Juli/August, wenn das Winterquartier wieder aufgesucht wird. Diese Nematoden sind primär gegen Dickmaulrüsslerlarven gedacht, könnten aber aufgrund der biologischen Nähe zwischen Dickmaulrüsslern und Haselnussbohrer auch hier Wirkung zeigen. Es gibt natürlich Gründe, beide Termine wahrzunehmen: im April bekämpft man damit die Population des Vorjahres bzw. der Vorjahre, im Juli und August haben sich die noch jungen Larven noch nicht zu weit in den Boden eingegraben. Bringt man die Nematoden jedoch zu früh aus (also z. B. im Mai/Juni), könnten diese verhungern, wenn noch nicht genug Haselnussbohrerlarven im Boden sind. Möchte man sich auf einen Termin beschränken, sollte man den im Juli/August wählen.

Schnitt der Haselnuss

Beim Schnitt ist folgende Frage entscheidend: Was möchte ich erreichen?

Im Erwerbsanbau werden die Haselnusssträucher als Bäumchen erzogen, sie werden jedes Jahr zwischen März und April geschnitten. Der Stamm ist nicht höher als 80cm und darauf aufbauend sollen sich bis zu 6 Fruchttriebe entwickeln.

Die Zweige im Stammbereich werden, nachdem sie etwa 40-50 cm lang sind, abgeschnitten. Wurzelschösslinge werden ausgerissen.

Haselnüsse verzweigen sich nach dem Schnitt, daher ist beim Kronenaufbau zu beachten, dass sich die Äste etwa 5 Augen unter dem Schnitt verzweigen. Schneidet man zu kurz, kann keine Verzweigung stattfinden.

Grundsätzlich ist eine Hohlkrone einer Pyramidenkrone vorzuziehen, da so mehr Sonnenlicht ins Innere fallen kann.

Der Boden unter der Haselnuss kann frei von Bewuchs gehalten werden oder man mäht das Gras regelmäßig. Hohes Gras entzieht den Sträuchern Nährstoffe und raubt im Besonderen in den ersten Jahren Sonnenlicht und Wasser.

Krankheiten und Schädlinge

Krankheiten sind trotz der Robustheit der Haselnussträucher möglich: Monilla und Bakterien wie Pseudomonas und Xanthomonas schädigen Knospenaustrieb, Früchte und Blätter.

Auch tierische Schädlinge, allem vorran der Haselnussbohrer, können einem die Ernte verderben. Aber auch Gallmilben, Frostspanner und Blattwespenlarven können die Haselnuss befallen.

Mittel gegen den Haselnussbohrer wurden bereits angesprochen: Sortenauswahl und Bestandshygiene.

Gegen Gallmilben, Frostspanner und Blattwespenlarven gibt es geeignete Spritzmittel, die auch im Hausgartenbereich zugelassen sind. Außerdem fördert eine gute Pflanzengesundheit die Resistenz. Auch natürliche Mittel, wie Brennesseljauche zu versprühen, kann beispielsweise gegen Gallmilben helfen. Frostspanner können bei auf Baumhasel veredelten Sträuchern auch durch Leimringe (September-Januar) von der Eiablage abgehalten werden. Insgesamt sind Frostspanner im Besonderen bei jungen Sträuchern ein Problem, da diese kahl gefressen werden können. Gegen Blattwespen können Brühen aus Rainfarn helfen.

Eine Gute Nachricht zum Schluss: Im bereits genannten Abschlussbericht der LWG Bayern wurde weiterhin berichtet, dass biologisch bewirtschaftete Anlagen kaum mehr Befall hatten als konventionell bewirtschaftete Anlagen. Für den Hobbygärtner heißt das: lieber auf Pflanzenschutzmittel verzichten und den Nützlingen den Vortritt lassen. Viele Mittel sind sowieso dem Berufsgärtner vorbehalten und dürfen nicht ohne Genehmigung und berufliche Fachkenntnis ausgebracht werden.