Urban Gardening: Balkonplanung - Viele Pflanzen auf einem kleinen Balkon
Ein auch noch so kleiner Balkon kann in eine Oase verwandelt werden, zum Entspannen und zum Anbau von etwas eigenem Gemüse. Dabei reichen schon 2,4 Quadratmeter aus um beispielsweise 12 verschiedene Kulturen anzubauen.
Natürlich muss man sich dabei klar machen, dass es nicht für eine ganze Pfanne voll mit leckeren, frischen Erbsen reichen wird, aber zum frischen Rohverzehr reichen sie allemal. Es wäre auch viel zu schade, die wunderbaren Möhren einfach in einem Eintopf zu verkochen und sich ein anderes Mal mit den trockenen Möhren aus dem Supermarkt einen Salat zuzubereiten.
Beim Urban Gardening geht es darum, wenn auch wenig, Gemüse guter Qualität anzubauen, die Natur beobachten zu können und ein innigeres Verhältnis zu unseren Nahrungspflanzen aufzubauen.
Auch wenn Balkone nur wenig Platz bieten, bieten sie doch viele Möglichkeiten. Überall in Deutschland stehen diese kleinen Flächen leer oder werden als Abstellplatz für Wäscheständer und Bierkästen missbraucht. Dabei finden auf diesen wenigen Quadratmetern eine kleine Leseecke, ein Hochbeet, ein Balkonkasten und noch 5 Zinkeimer ihren Platz. Für uns bedeutet das, frischen Schnittlauch, selbstgezogene Tomaten mit frischem Basilikum, mehr als genug Oregano und hier und da eine frische Peperoni und eine Handvoll Radieschen.
Das Wichtigste bei der Planung eines Balkons ist es, diesen gut auszumessen und dann passende Möbel und Topfgrößen zu finden.
Zeichnet euren Balkon am besten maßstabsgetreu auf, dann könnt ihr erst die großen Möbelstücke einzeichnen und dann die kleinen ergänzenden Kästen dazu malen. Wir sind bei der Planung von einer oft vorkommenden Tiefe von 120 cm ausgegangen und einer Länge von 200 cm. Die Tür befindet sich an einer der Seiten, so dass eine Balkonseite tiefer ausgenutzt werden kann. Im Handel sind Hochbeete erhältlich, die man nicht komplett bis zum „Boden“ füllen muss. Auf Balkonen hat das den Vorteil, dass wir weniger Gewicht verursachen. Außerdem lassen sich darunter wichtige Utensilien lagern, wie Erde, Töpfe und -wer mag: Auch der Bierkasten findet dort Platz.
An allen engen und schmalen Stellen können wir hängende Blumenkästen verwenden, die je nach Situation außen oder innen angebaut werden können. Ob der Kasten außen hängen kann, hängt von der Befestigung und der Verkehrssicherheit ab. Wenn der Kasten durch Wind/Sturm herunter fallen könnte und auf Passanten treffen würde, sollte man den Korb lieber nach innen hängen. In der Zeichnung hängt der Kasten bei uns deshalb auch innen, und die Fläche darunter wurde doppelt genutzt indem darunter Eimer positioniert wurden.
Wenn man einen Balkon hat, bei dem man die Kästen nach außen hängen kann, würde ich empfehlen, auch noch hinter das Hochbeet einen Kasten nach außen zu hängen. Hier könnten noch Monatserdbeeren, mehr Radieschen oder Schnittsalat gepflanzt werden.
Ein großer Fehler beim Gärtnern auf dem Balkon ist das Wählen von zu kleinen Pflanzgefäßen, deshalb sollte man im Zweifel ruhig Eimer wählen. Eimer sind tief genug für Möhren, Tomaten und auch Peperoni und Chilipflanzen. Selbst Kräuter wie der Rosmarin fühlen sich in zu flachen Schalen und Töpfen nicht wohl.
In die Eimer bohrt man einfach mit dem Akkuschrauber unten 5-8 Löcher, deckt mit Tongranulat ab, füllt mit Erde, und stellt alte Teller oder Tonuntersetzer darunter. Bei Tomaten achtet bei beengten Platzverhältnissen am besten auf kleinbleibende Buschtomaten wie „Red Robin“, richtige Stabtomaten sollten eher noch 5-10 Liter mehr Erdvolumen bekommen und benötigen auch unbedingt eine Tomatenstange zum Anbinden. In unserem Beispiel könnte man den Bohneneimer gegen einen Tomatenturm austauschen. Bei Balkonen, die nicht regengeschützt sind, sollte man dann überlegen, ob eine Pflanzenschutzhaube lohnt. Wenn noch ein Balkon darüber ist, braucht man sich eigentlich keine Gedanken machen, aber wenn man ganz oben im Dachgeschoss wohnt und eine Dachterrasse sein eigen nennt, ist der viele Regen und der kalte Wind vielleicht etwas zu viel für die empfindlichen Tomaten.
Sollte es eine sehr nasse Ecke auf eurem Balkon geben, empfehle ich euch herzlichst, dort Pfefferminze anzusiedeln. Auf meinem ersten Balkon tropfte bei jedem Regen vom darüber liegenden Balkon Wasser genau in einen Blumenkasten. Die einzige Pflanze, die diese Strapazen überstanden und dabei auch noch freudigst gewachsen ist, war die Pfefferminze. Da Pfefferminze stark wuchert, darf dieser Kasten aber nur mit dieser einen Pflanze besetzt werden. Außerdem sollte man ab und zu nachsehen, ob die Minze versucht, mit Ausläufern aus dem Kasten zu entkommen und die Nachbarn zu überwuchern. Für leckere Cocktails am Abend ist die beste Sorte die marokkanische Minze.
Ein weiterer Punkt ist der Sichtschutz, wenn zu einer oder mehreren Seiten Nachbarn ihre Balkone haben, möchtet ihr vielleicht eine kleine Pflanzenwand, die vor allzu neugierigen Blicken schützt und den Balkon etwas heimeliger macht. Wenn ihr Netze spannen könnt zwischen einem Balkon über euch und eurem Balkon, könnte man dort Bohnen ziehen. Bohnen brauchen auch relativ tiefe Pflanzgefäße, gut geeignet sind Eimer und große Kübel. Ohne Kletterhilfe kann man sich von Topinambur einwachsen lassen. Da die Pflanzen nicht so schnell groß werden und man nicht von 200 cm hohen Topinamburpflanzen im Kübel ausgehen kann, müsst ihr da ein bisschen mogeln: Entweder ihr pflanzt den Topinambur in ein Hochbeet oder sehr hohen Kübel oder ihr stellt eine Bambus oder Metallbank unter die Eimer und Pflanzkästen. Die Eimer sollten nur immer so stehen, dass sie etwas unter dem Rand des Balkongeländers beginnen, so dass sie nicht runterfallen können.
Der Anbau von Topinambur ist übrigens relativ lukrativ auf dem Balkon, leider wird er nicht von jedem vertragen - also probiert lieber erstmal ein bisschen gegarten Topinambur und macht nicht gleich ein ganzes Gericht aus Topinambur.
Andere große Pflanzen wie Kohl, Zucchini und Gurken können natürlich auch auf dem Balkon angebaut werden, sind aber wirklich platzintensiv. Unter 20 Litern Erdvolumen würde ich hier definitiv gar nicht erst anfangen. Die Topfgröße wird sowieso bei Zucchini und Gurke bald überschritten, wenn die Pflanzen erstmal ihre Blätter herausschieben und beschließen, den Balkon zu übernehmen. Gut vorstellen könnte ich mir noch Kübel mit Heidelbeeren oder auch eine Himbeere zum Naschen. Da beides mehrjährige Sträucher sind, hat man dann aber jedes Jahr etwas weniger Platz für „spontane Entscheidungen“.
Was kostet Urban Gardening
Unser geplanter Balkon kostet übrigens etwa 240 Euro wenn ihr ihn so nachbauen wollt:
- ca. 75 Euro Hochbeet
- ca. 45 Euro Bank
- ca. 30 Euro für den Kasten & die Kastenbefestigung
Also etwa 170 Euro.
Außerdem braucht ihr noch Erde:
- 17 Liter für den Kasten
- 50 Liter für die Eimer
- 140 Liter für das Hochbeet
ca. 210 Liter
4 x 40 Liter=160 Liter Gemüseerde ca. 44 Euro inklusive Lieferung.
1 x 40 Liter=40 Liter Anzucht und Kräutererde (ca. 20 Liter für den Blumenkasten, 20 kommen ins Gemüsebeet) ca. 12 Euro inkl. Lieferung.
1 x 25 Liter Tongranulat ca. 15 Euro inkl. Lieferung.
ca. 70 Euro.
Dazu kommen dann noch ein paar Euro für eine Gießkanne, und natürlich die Pflanzensamen, die aber die günstigste Anschaffung sind. In den Folgejahren habt ihr dann relativ geringe Kosten, ihr solltet euch einen guten biologischen Flüssigdünger besorgen und fertig abgepackten Kompost. So aufgebessert hält die Erde in euren Kästen viele Jahre lang.
Die hier angegebenen Preise entsprechen dem Zeitpunkt des Entwurfes des geplanten Balkons, bitte habt Verständniss, dass die Preise beim Händler abweichen können oder Produkte irgendwann auch nicht mehr verfügbar sind.