Heckenpflanzen - Gedanken und Tipps zur richtigen Auswahl
Über den Pflegeaufwand bei Hecken, die Wuchshöhen und -breiten sowie die Giftigkeit
Die meistgesuchte Hecke ist wohl die etwa 2 Meter hohe jedoch schmale Hecke für das Reihenhausgrundstück. In der Vorstellung der Gärtner sollte man sie nicht öfter als einmal im Jahr schneiden müssen oder besser noch: gar nicht. Außerdem sollte sie lange grün und blickdicht sein, nicht giftig, und nicht breiter als maximal 40 oder 50 cm werden.
Sie werden es schon ahnen: diese Pflanze gibt es gar nicht. Deshalb muss bei der Auswahl nach Kompromissen gesucht werden.
Generell muss auch beachtet werden, dass man seine Hecke entweder von der Straßenseite oder Nachbargrundstück pflegen muss - oder vom eigenen Grundstück aus. Für die Pflanzabstände bedeutet letzteres, vom Zaun aus gemessen:
Zaun + Pflegebreite (70cm) + 1/2 Heckenbreite (bei einer Hecke mit 80 cm also 40 cm) = 110cm bis zur Mittellinie der Hecke
Insgesamt also 150 cm Breite, die für die Hecke eingeplant werden müssen.
Im Folgenden Vorschläge und Betrachtungen zu den verschiedenen Ansprüchen.
Pflegeaufwand / Schnitt
Wer wenig schneiden möchte, sollte eine Hecke so wählen, dass die gewünschte Endhöhe auch dem Wuchstypus der Heckenpflanze entspricht.
Beispielsweise Liguster möchte, sofern es sich um keine Zwergform handelt, 4-5 Meter hoch wachsen. Jedes Jahr, sobald er eingewurzelt ist, wächst der Liguster 40-60 cm, um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen.
Schneidet man die Hecke hingehen nur einmal im Jahr, sieht die Hecke das restliche Jahr recht buschig und ungepflegt aus. Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass eine Ligusterhecke nach einigen Jahren immer breiter wird, wenn der Gärtner diese nicht durch starken und gezielten Ausschnitt daran hindert. Viele Ligusterhecken sind im Alter um die 100-150 cm breit. Das sind Außmaße, die nicht schön zu schneiden sind. Bedacht werden sollte auch, dass Heckenscheren schwere und unhandliche Geräte sind, die man nicht gern auf z. B. einer Leiter in der Hand hält.
Pflanzt man dagegen eine frei wachsende Hecke aus Fingersträuchern, kann man von einer pflegeleichten Endhöhe zwischen 100 und 150 cm Zentimetern ausgehen. Im Vergleich zum Liguster wächst die Hecke deutlich langsamer mit 10 bis 40 cm im Jahr. Hat sie ihre Endhöhe erreicht, brauchen wir nur noch pflegerisch einzugreifen, wenn wir z. B. die Breite korrigieren möchten oder um die Pflanze zu verjüngen. Dazu schneidet man nur ab und zu einzelne Zweige etwa 10 cm über dem Boden ab. Das regt zu üppigerem Wuchs und größerer Blütenmenge an. Gemessen an Aufwand und benötigter Kraft ist das verjüngen weniger anstrengend als der Formschnitt.
Beliebt ist auch die Thuja, von der Viele zu glauben scheinen, es handele sich um ein kleines, immergrünes Nadelgehölz. Und wenn man die niedlichen kleinen Bäumchen im Markt stehen sieht, kann man sich auch nur schwer vorstellen, dass sie, wenn sie erstmal groß sind, gut 10 Meter hoch und 3 Meter breit werden möchten (Thuja occidentalis). Die Seiten lassen sich mit der Heckenschere bearbeiten, jedoch sollte man nicht ins alte Holz schneiden. Die Höhe lässt sich - im gewissen Maße - auch mit einer Heckenschere bearbeiten. Ist die Hecke jedoch erst zu hoch geworden, muss der Stamm mit einer Hand- oder Kettensäge gestutzt werden.
Daran ändern auch "kleine" Sorten, wie Thuja occidentalis 'Smaragd', nichts: 6 Meter Höhe und 150 cm Breite sind den meisten auf Dauer zuviel Höhe, Breite und manchen auch Arbeit. Obwohl der Vorteil der dichten immergrünen "Wand" nicht zu vernachlässigen ist bei dieser Überlegung.
Aber wenn man einen Platz findet, auf dem sich ein Thuja wirklich entfalten darf, breit, buschig, grün, fast pelzig, riesig werden kann, dann hat man ein Solitärgehölz, das sowohl im Sommer als auch im Winter beeindruckend schön ist. Im Vergleich zu einem Laubbaum ist dann die Thuja sogar recht zierlich und passt auch in kleine Gärten.
Auch nicht zu vernachlässigen sind Pilzerkrankungen bei Monokulturen mit Thujen.
Als weniger aufwendigerer Vergleich dazu wieder ein freiwachsendes Gehölz, die Brautspiere: Sie wird zwischen 150 und 200 cm hoch und mit ihren überhängenden Zweigen etwa 150 cm breit. Die Brautspiere muss so gut wie gar nicht geschnitten werden, sieht man von den regelmäßigen Verjüngungsschnitten ab. Dazu werden einfach einzelne Äste an der Basis entnommen. Pro Meter werden 2-3 Spieren gepflanzt und im April und Mai erscheint die Hecke mit weißem Blütenkleid. Sehr dekorativ und pflegeleicht.
Aber es muss doch eine Formschnitthecke geben, die geeignet ist, fragt man sich...
Am ehesten könnte man noch eine Eibenhecke empfehlen, man kann sie auf etwa 70 cm Breite halten und etwa 200 cm Höhe. Da sie nur 20-30 cm im Jahr wächst, hält sich der Schnittaufwand in Grenzen. Ungeschnitten strebt die Eibe aber auch 10 Meter höhe an und würde gern 6 bis 8 Meter breit werden.
Eine gute Empfehlung wäre auch der Kirschlorbeer bzw. die Lorbeerkirsche (Herbergii): Diese Sorte wird etwa zwischen 200 und 300 cm groß und passt deshalb gut in das gewünsche Bild der etwa 200 cm hohen Hecke. Je nach Boden- und Lichtverhältnissen kann es gut sein, dass sie sich mit Ihrer Hecke auf eine gute Endgröße einigen können, die sie nur noch pflegerisch bearbeiten müssen. In der Breite möchte der Kirschlorbeer trotzdem 150 cm einnehmen, vielleicht auch etwas mehr, obwohl es sich bereits um eine eher straff nach oben wachsende Pflanze handelt. Mit der Heckenschere sollte man dem Kirschlorbeer aber nicht zu Leibe rücken: die großen Blätter würden zerschnitten. Das sieht nicht schön aus und fügt der Pflanze viele Verletzungen zu. Schneiden sollte man daher lieber die Äste mit einer Ast- und Strauchschere.
Gäbe es nicht den Buchsbaumzünsler und diverse Pilzkrankheiten, ginge eine Empfehlung auch an den langsam wachsenden Buchs. Man müsste zwar aufgrund des langsamen Wuchses von 5-20 cm pro Jahr einige Jahre darauf warten, eine Sichtschutzhecke aus Buchs zu ziehen, hätte aber kaum Schneidarbeit mit ihm, obwohl auch Buchsbäume eigentlich 5 Meter hoch werden möchten. Buchs eignet sich für Miniaturhecken von Beeten ebenso wie für eine Einfassungshecke um den Garten. Aufgrund des stärker werdenen Schädlingsdruckes für Buchs, sollte man aktuell keine Buchshecke planen. Es wäre zu schade sie einige Jahre lang zu pflegen und dann zu verlieren.
In Bezug auf die Wuchsbreite
Grundsätzlich kann man sich, abgesehen von Bäumen, eigentlich darauf verlassen, dass die meisten Gehölze eine eher rundliche oder elliptische Form anstreben. Das bedeutet, dass in der Regel mindestens 2/3 der Endhöhe als Breite angesetzt werden müssen. Es gibt, wie immer im Leben, Ausnahmen davon, aber so "Pi mal Daumen": Wer eine zwei Meter hohe Hecke haben möchte, muss wahrscheinlich etwa zwischen 100 und 170 cm Breite einplanen, je nachdem, ob die Hecke frei wachsen darf oder geschnitten wird.
Wir fangen mal schmal und pflegeleicht an, mit einer kleinen Sommerspiere: Sommerspieren werden in der Regel um die 100 cm hoch und nicht viel breiter als 60-80 cm. Dazu muss man eigentlich nur ab und zu einen Verjüngungsschnitt durchführen. Die Höhe bietet natürlich keinen Sichtschutz.
Der Zwergliguster kann mit Schnitt auf einer Breite von etwa 30-40 cm gehalten werden, wird aber auch nur etwa 100 cm hoch.
Etwas größer wird der Löffelilex, der etwa 150 cm erreichen kann und auch bei etwa 40 cm Breite gehalten werden kann. Auf eine so große Hecke muss man dann aber mehrere Jahre warten: nur 5 bis 20 cm wächst ein Löffelilex im Jahr.
Einen Kompromiss kann der Goldliguster darstellen: Er wächst zügig, mit 20-30 cm im Jahr, und wird zwischen 50 und 100 cm breit. In der Höhe erreicht er etwa zwischen 200 und 300 cm. Der Wuchs ist aufrecht und wenig ausladend.
Ein toller Strauch für eine Hecke kann auch der Knallerbsenstrauch sein: Etwa 120 bis 160 cm Höhe können erreicht werden. Mit etwas Schnitt kann man die Hecke bei 50 cm Breite halten. Die Beeren knallen beim zerplatzen, was ein großer Spaß für Kinder ist. Wer keine zermatschten Trauben auf dem Gehweg möchte, sollte die Hecke nicht direkt an die Straße pflanzen.
In Bezug auf die Giftigkeit
Folgendes sollte man bedenken: Pflanzen möchten eigentlich nicht aufgegessen werden. Tiere möchten nicht aufgegessen werden. Fast nichts auf der Welt möchte aufgegessen werden.
Deshalb haben sich die unterschiedlichsten Schutzmechanismen herausgebildet und die Kultivierung unser verträglichen Speisepflanzen war ein Jahrtausende andauernder Prozess. Möchten wir also ganz sicher gehen, wählen wir einfach Pflanzen aus dem Nutzgarten aus. Es gibt diverse Heidelbeerarten, die bis zu 150-200 cm hoch werden können und ebenso können Johannisbeerbüsche beeindruckend groß werden. Die Früchte sind dann nicht nur ungiftig, sondern auch noch sehr lecker.
Ansonsten gilt: Immergrün und ungiftig ist nicht machbar, denn quasi alle immergrünen Pflanzen, die in unseren Regionen winterfest sind und sich als Hecke eignen, sind giftig! Ob kleine Kinder Thujen essen oder Rinde von einer Eibe abnagen würden – eher unwahrscheinlich, aber letztendlich müssen das die jeweiligen Eltern einschätzen und natürlich ist es auch eine Frage des Alters des jeweiligen Kindes und nicht zuletzt, wie intensiv diese beaufsichtigt werden. Außerdem variiert natürlich auch die letale Dosis.
Die Eibe beispielsweise ist in allen Teilen giftig, bis auf die roten Samenmäntel. Das ist im übrigen keine Verzehrempfehlung - die Samen selbst sind nämlich wieder giftig. Das Gift besteht aus fast 100 Substanzen, die unter dem Grundbegriff „Taxene“ zusammengefasst sind. Beim Menschen liegt die letale Dosis bei 0,2 bis 0,4 g/kg Körpergewicht. Kinder sollten daher nicht unbeaufsichtigt und/oder unaufgeklärt in Gärten mit Eiben spielen dürfen.
Der Lebensbaum, die Thuja, sorgt für sein eigenes Überleben mit diversen Giften wie beispielsweise dem Thujon. Giftig sind das Holz, die Zapfen und im Besonderen die Zweigspitzen. Thuja darf auf keinen Fall gegessen werden und auch beim Schneiden sollte man Handschuhe tragen. Die letale Dosis von Thujon beträgt beim Menschen 15-30 g des ätherischen Öls. Beim Hund beträgt die letale Dosis 250 mg/kg Körpergewicht (Quelle: Seminararbeit von Anette Erb, 2003, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg).
Der Buchsbaum enthält rund 70 Alkaloide - die Ausmaße reichen von Erbrechen bis hin zum Tode.
Ilex (Stechpalmen, beispielsweise Löffelilex) ist auch giftig! Früher galten 20-30 Beeren als tödliche Dosis, heutzutage wird der Ilex als weniger giftig eingestuft (Wikipedia verweist auf "Giftpflanzen - Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Vorkommen, Wirkung, Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen" der 4. Auflage von 1994 von Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann und auf die Giftnotrufzentrale NRW).
Die Giftnotrufzentrale (Stand 6.10.2017) gibt an, dass der Verzehr von bis zu fünf Beeren bei ausreichender Flüssigkeistzufuhr keine weitere Therapie erfordert. Leider ist keine Angabe auf das Gewicht der Person gemacht worden, deshalb sollte im Zweifel immer ein Arzt aufgesucht werden oder die Zentrale kontaktiert werden.
Liguster: Nicht immer ganz wintergrün, aber auch hier: Beeren, Holz und Blätter sind nicht zum Essen für uns Menschen gemacht.
... man merkt es so langsam: Wirklich viele Pflanzen sind giftig und wenn man korrekt sein möchte, sollte man dann auch auf ungiftige Stauden und Blühpflanzen achten.
Ungiftig im Bereich Hecke ist die Hainbuche: Weder das Holz, noch die Blätter, noch die Bucheckern sind giftig. Verwechseln sollte man die Hainbuche aber nicht mit der Rotbuche!
Berberitzen sind so ein Mittelding: einige Pflanzenteile sind giftig und je nach Sorte sind die Beeren mal giftig und mal ungiftig. In einem Garten, der mit ungiftigen Sträuchern bepflanzt sein soll, sollte man trotzdem davon Abstand nehmen, den Verzehr zu zeigen: Auch wenn man eine Sorte mit essbaren Beeren ausgewählt hat, könnten Kinder davon ausgehen, dass alle Berberitzenfrüchte essbar sind und bei Freunden oder Nachbarn am falschen Strauch naschen.
Empfehlenswert können auch die Alpenjohannisbeere sein, Feldahorn, Schlehen und Rosenhecken.
Die letzte Alternative zur (potentiell) giftigen Hecke, weil die Kinder noch klein sind: Gar keine Hecke. Stattdessen überlegen, die Hecke erst später zu pflanzen: Dann hat man eine größere Auswahl und kann sich die Sorte freier aussuchen.
Siehe auch: Garten für Kinder.