Möglichkeiten der Ernteverfrühung

Zwischen Luxus-Gewächshaus und einfacher Folienüberspannung - Vor- und Nachteile der Systeme, Pflegeaufwand der Kulturen bei der Ernteverfrühung.

Es gibt ortsfeste Anlagen wie Kleingewächshäuser und Frühbeetkästen. Und es gibt variable bzw. transportable Möglichkeiten wie Folienzelte, Verfrühungsfolien, Vliese und Wanderkästen. Hier eine Übersicht der verschiedenen Systeme mit ihren Vor- und Nachteilen:

Das Gewächshaus

Die Anschaffung eines Gewächshauses sollte gut überlegt sein, einerseits sind diese recht teuer, andererseits sind die Kulturen im Gewächshaus auch pflegebedürftiger. Bei Gewächshäusern unter 2 Meter breite muss man außerdem mit sehr starken Temperaturschwankungen innerhalb des Gewächshauses rechnen. Um so größer das Gewächshaus ist, desto geringer die Temperaturschwankungen und um so lohnender die viele Arbeit.

Im Gewächshaus muss manuell oder mittels einer Bewässerungsanlage gegossen werden, die Natur ist ausgesperrt und hilft einem auch am Sonntag nicht aus. Bei hohen Temperaturen müssen sich entweder die Fenster und optimalerweise auch die Türen automatisch öffnen oder man muss jeden Vormittag die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit manuell prüfen. Abends müssen die Türen und Fenster auch wieder verschlossen werden. Für den berufstätigen Hobbygärtner eignen sich also vor allem möglichst automatisierte Systeme.

Es ist natürlich vorteilhaft, dass Pflanzen im Gewächshaus angebaut werden können, die sonst aus klimatischen Bedingungen nicht gut im Freiland wachsen würden. Das können z. B. Melonen sein, Chilli, Peperoni, Paprika, Tomaten oder auch Auberginen und Gurken.

Viele dieser Pflanzen wachsen in den meisten Gebieten Deutschlands aber auch ohne komplettes Gewächshaus. Tomaten freuen sich in der Regel schon über ein Dach, benötigen aber keine Seitenwände. Gurken gedeihen im Gewächshaus besser, stehen im windgeschützten Freiland aber auch gut. Ebenso können in den sonnenreichen und warmen Regionen auch Chili und Paprika gut im Freiland kultiviert werden.

Wer noch kein Gewächshaus hat, fängt besser mit einem Frühbeetkasten an, dieser lässt sich entweder kostengünstig selbst bauen oder man kauft einen Fertigsatz zum aufbauen.

Das Frühbeet

Der durchschnittliche Frühbeetkasten sollte etwa 80cm breit sein und bis zu 150cm tief.

Illustration: Frühbeetkasten mit Laubpackung

Illustration: Frühbeetkasten mit Laubpackung

Aus dem Frühbeetkasten lässt sich dann im Frühjahr (ab Mitte Februar) ein Mistkasten bzw. ein warmes Frühbeet anlegen, sofern frischer Stalldung und Laub vorhanden ist. Auch eine reine Laubpackung ist möglich, jedoch weniger wärmend.

Der Boden wird dazu 30cm tief ausgeschachtet und das Frühbeet darüber aufgebaut. Etwa 20cm frischen Mist einfüllen und darauf nocheinmal 10cm Laub geben. Beide Lagen müssen ordentlich festgestampft werden. Auf diese Packung kommen 10cm humusreiche Erde. Anschließend werden die Fenster aufgelegt. Die Seiten des Frühbeetes sollten am besten von außen durch eine Laubanschüttung vor starken Winden und Nachtfrösten geschützt werden.

Bei der Verwendung des kalten Frühbeetes können trotz fehlender Wärmequelle Kulturen bis zu zwei Wochen verfrühen. Außerdem bietet sich der Frühbeetkasten als geschütztes Saatbeet an und die Keimlinge sind besser vor Fressfeinden sowie Wind und Wetter geschützt. Auch kurze Kälteperioden im Frühjahr werden besser überstanden. Im Sommer bietet sich eine Nutzung für Gurken oder Melonen an. Durch die höhere Luftfeuchtigkeit, die im Frühbeetkasten erzeugt werden kann, gedeihen die Gurkenpflanzen besser. Melonen können ohne Frühbeet sonst nur in einigen wenigen Anbaugebieten in Deutschland im Freiland kultiviert werden (z. B. in Weinanbauregionen).

Wird das Frühbeet als Mistbeet ausgelegt, kann die Aussaat im Durchschnitt 3-4 Wochen früher als im Freiland erfolgen.

Im Winter kann ein Frühbeet auch zur Einlagerung von Gemüse genutzt werden.

Der Wanderkasten

Der Wanderkasten ist eine leichte Form des Frühbeetes, er wird auf das Beet gestellt, nachdem die jungen Pflanzen gesetzt wurden oder ausgesät wurden. In der Regel bleibt er 3 Wochen auf dem selben Beet und zieht dann um.

Perforierte Folien und Vliese

Zumindest kurzfristig gesehen, ist das die Verwendung von Folien und Vliesen die einfachste und zunächst auch günstigste Lösung. Unter ökologischen Gesichtspunkten, im Sinne der Nachhaltigkeit, natürlich eher ungünstig.

Frühbeetfolie und Vlies kostet etwa 50Cent pro Quadratmeter und kann die Ernte um bis zu 3 Wochen verfrühen.

Es ist sinnvoll, an den Beeträndern einen kleinen Wall von 10cm Höhe aufzuschütten, in der Mitte des Beetes die Pflanzreihen einzusäen und anschließend die Samen festzudrücken, anzugießen und dann das Vlies oder die Folie aufzulegen. Die Ränder der Folie sollten anschließend mit Erde bedeckt oder mit Steinen beschwert werden, um ein Wegfliegen zu verhindern.

Der Vorteil dieser Überbauungsmethode, neben den geringen Kosten, ist die geringere Gießarbeit. Durch die Löcher der Folie kann Regen weiterhin zu den jungen Sämlingen durchdringen und es muss nur witterungsbedingt gegossen werden. Auch Vögel werden abgehalten, das Saatgut direkt aus dem Boden herauszupicken und zu verspeisen.

Sind die Pflanzen zu groß für ihr Foliendach geworden, sollte die Folie bei bewölktem Himmel entfernt werden. Nach der Eingewöhnung an die „Außenwelt“ kann dann das erste Mal eine Kopfdüngung gegeben werden (etwa 3 Tage warten).

Folien und Vliese lassen sich mehrfach wiederverwenden, wenn sie nach Gebrauch ausgeschüttelt und zusammengelegt werden.