Garten ohne Plastik?

Der Trend zum verpackungslosen Einkauf ist ungebrochen, überall in Deutschland gibt es immer mehr Läden mit Produkten zum „Selber- abfüllen“ - nur im heimischen Garten, der kleinen heimischen Naturoase schlechthin, türmen sich die Plastikstapel. Muss das sein?

Ich gebe es zu: mein Garten ist auch nicht frei von Plastik - und ich muss zugeben, ich habe erst darüber nachgedacht, als ich vor ein paar Tagen ein bisschen im Garten (& Schuppen) aufgeräumt habe: die Erdbeer-Schutznetze, die Frühbeetfolien ordentlich verstaut, die hunderte Plastiktöpfchen sortiert und gestapelt, die vollen Plastiksäcke mit Horn- und Gesteinsmehl herumgerückt habe.

Wer Schutznetze einsetzt sollte diese möglichst mehrfach am Tag kontrollieren. Tiere wie Vögel können sich darin verheddern und können sich unter Umständen nicht alleine befreien.

Überall in meinem Garten und auch im Schuppen finden sich Berge von Plastik - ganz lustig ist es, wenn es hier stürmt, dann finde ich in meinem Garten auch allerhand abgerissene Folienstücke von Nachbarn, oder - Gott weiß allein - von wem.

Ich beginne mit einer Liste von Vorschlägen, wie man den Plastikbedarf im Garten minimieren kann, oder wie man das Plastik, was man sowieso nutzt möglichst wiederverwendet, danach folgt meine Bilanz - für alle, die einer ehrlichen Meinung etwas abgewinnen können.

Vorschläge für weniger Plastik im Garten:

  • Werkzeug mit klassischem Werkzeuggriff aus Holz kaufen
  • Tontöpfe und Altpapiertöpfchen benutzen zur Ansaat von z.B. Tomaten
  • Große Blumenkübel aus Zinkwannen und Emaille-Eimern nutzen statt Plastikwannen und Mörteleimern
  • Eigene Beton-Kübel herstellen (oder kaufen)
  • Frühbeete mit Glasscheiben statt Folien und Frühbeetvliesen nutzen
  • Beim Einkauf von Dünger, Hornmehl und Gesteinsmehl auf Papier- und Pappverpackung achten
  • Mulchfolien braucht man nicht: mulcht einfach mit Holzhäckseln, Stroh, Rasenschnitt, Staudenschnitt und Rindenmulch, wenn ihr trotzdem etwas darunter legen möchtet, nutzt Vlies aus Schafwolle oder Jute.
  • Pflanzschilder nicht aus Plastik, sondern aus Metall, Keramik oder Holz verwenden
  • Beetabgrenzungen aus Holz, Weide und Metall kaufen statt Plastik-Zäunchen.
  • Rasenkantensteine aus Naturstein oder Beton setzen oder Metallschienen verwenden statt Plastik-Rasenkantenschienen
  • Gemüse selber vorziehen statt vorgezogene Setzlinge (im Topf) zu kaufen, Gemüse lässt sich anstandslos selber ziehen und keimt sehr gut.

Wenn wir Plastik nutzen, sollten wir:

  • Für Beispielsweise Folientunnel Folien kaufen, die mindestens 5 Jahre Garantie haben
  • Plastiktöpfe von gekauften Blumen wiederverwenden, beispielsweise zur eigenen Anzucht oder wenn wir Pflanzen an Freunde verschenken.
  • Wenn möglich Pflanzen in Töpfen kaufen, die wir regelmäßig brauchen - z. B. gibt es im Frühling oft in verschiedenen Läden die gleichen einjährigen Pflanzen mal im eckigen, mal im runden Topf. Ich bevorzuge eckige Töpfe, da ich diese besser zur Anzucht von Gemüsesetzlingen wiederverwenden kann (es passen einfach mehr auf die Fensterbank).
  • Auf Reste achten und diese ordentlich einsammeln, Verpackungen gehören in den gelben Müll, Folienreste ist den Restmüll, darauf achten, ob es kompostierbares „Plastik“ ist und dieses nicht in den gelben Müll geben sondern nach Anweisung kompostieren bzw. in den Bio-Müll geben.
  • Langlebige Materialien bevorzugen wie Doppelstegplatten für Tomatenhäuser, statt billige „Eine-Saison-Folien-Häuser“.

Meine eigener Bedarf an Plastik - was ich alles so habe und langfristige Alternativen:

Pflanzen & Plastik

Verpackungen bekommt man immer: Egal ob beim Brot, dem Käse oder den Gartenpflanzen.

Die Rosen, wunderschöne „Fritz Noblis“ kamen in Plastiktöpfen, mit extra Plastik-Abdeckhauben, so dass sie nicht aus ihren Töpfen purzeln können - darin, geschickt gemacht, noch ein Papiertöpfchen, mit dem man die Rose sofort eingraben kann. Ansonsten war das Paket vorbildlich mit Stroh gefüllt - ganz anders als bei manch anderem Gartenversand, teilweise gibt es „Blisterpackungen“, in die die Pflanzen gestellt werden - immer 3 oder 4 hübsch in Reihe - mit Aussparungen für die Töpfe und das zarte Blattwerk.

Beide Verpackungsarten hatten mich sehr beeindruckt, sind doch die Pflanzen heil und gesund angekommen, beide Verpackungen konnte ich auch recyceln oder besser gesagt upcyceln oder nennt man das schlicht wiederverwenden: Denn die Blisterpakete dienen mir immer noch zum Transport und darüber hinaus draußen als Untersetzer für meine Neuanzöglinge. Das Stroh - war sowieso schnell weg, als Mulch war es gut zu gebrauchen, also ein Pluspunkt.

Den einzigen Pflanzenkauf ohne Plastikverpackung war einer meiner Obstbäume, wurzelnackt nur mit einem Leinenbeutel am Wurzelballen - wenn ich mich recht erinnere, aber ganz ehrlich, meine Stauden hätten so wohl keinen Transport überlebt.

Einer der geringsten Anfälle von Plastikmüll war meine Bestellung von Storchschnäbeln, da sie winzige Töpfen in Pflanzpaletten haben, jedes Stück nur etwa 8 cm hoch und 2 x 2 cm im Durchmesser. Winzige, kleine, angewurzelte Stecklinge - zugegebenermaßen. Alle in feuchtes Zeitungspapier gewickelt und in einen Pappkarton gesteckt.

Frei von Plastik sind die Samenbestellungen und Käufe, nur in Papiertütchen verpackt, kann man Gemüse und Sommerblumen fast gänzlich frei von Verpackungsmüll beziehen. Angezogen werden sie bei mir in recycelten Töpfen oder direkt im Freiland gesät - natürlich könnte man auch komplett auf Tontöpfe umsteigen.

Tontöpfe müssen aber viel gründlicher gereinigt werden, an der porösen Struktur haften schnell Erdreste mit Krankheitserregern und Pilzsporen. Ich muss zugeben: Plastik ist etwas einfacher in der Handhabung, wenn man keine „neuen Töpfe“ nutzt.

Pflanzen zu verpacken ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, denn man muss bedenken, dass die Erde feucht sein muss - ein reiner Topf aus Altpapier wäre schnell durchnässt und würde seine Form verlieren. Wenn mehrere Pflanzen so eingepackt wären, würde das ganze sicher schnell eine matschige Angelegenheit, die den Kunden sicher nicht zufriedenstellt.

Was wir aber kennen ist „grüner“ Kunststoff, der wird beispielsweise aus Zuckerrohr herstellt und soll demnach - da aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, viel, viel ökologischer sein. Es ist sicherlich Geschmackssache, ob man das auch so sieht. Aus dem Zuckerrrohr wird Ethanol gewonnen (Alkohol) und das wird in Ethylen umgewandelt. Ethylen ist das Vorprodukt zu Polyethylen - unser ganz normales Plastik. Diese Technologie gibt es übrigens seit den 20-iger Jahren und ist deswegen keine „Neu-Erfindung“, es ist nur so, dass es jetzt die passende Zielgruppe gibt. Denn um diesen Kunststoff herzustellen, müssen erstmal Tonnen an Zuckerrohr angebaut werden, die sicherlich in Mono-Kultur angebaut werden, das führt wiederum zur Bodenversauerung in den Anbauländern.

Hilfsmittel aus Plastik

Viel größer als die (fast unvermeidlich) erscheinende Flut von Plastiktöpfen ist die Menge von Hilfsmitteln aus Plastik, das können Frühbeetfolien sein oder auch Vliese (die ja auch nur aus Kunststoffen hergestellt werden). Die schwarzen Mulchfolien gibt es soweit ich weiß, auch zersetzbar - wahrscheinlich aus Stärke gemacht und mittlerweile auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Ich persönlich finde, dass man sowieso komplett auf sie verzichten kann, da gut gejätet und natürlich gemulcht, viel besser hilft, als das Ausbreiten von schwarzen Folien, unter denen dann doch das Unkraut sprießt. Wenn, müsste man die Folien doch wieder mit Mulch abdecken, und hätte außer Müll zu vergraben, nichts weiter geschafft.

Weiterer Plastik-Einsatz ist bei den Frühbeetfolien zu verzeichnen, es sind zwar nur zwei 1,5*5 Meter Stücke - und die auch immer wieder genutzt, aber man könnte natürlich auch Frühbeetkästen und Wanderkästen bauen/kaufen, aus Holz und Glas - optisch wäre das sicherlich schöner. Für die Zukunft wünsche ich mir auch genau das, aber erst müssen die Folien kaputt gehen - damit es sich auch lohnt, sie zu entsorgen.

Wobei ich da noch sagen muss, für mich gibt es Folien und Folien: Einerseits gibt es billige Tomatenhäuser aus dünnen Blechstangen mit Folie bespannt, die beim ersten Sturm einknicken und somit spätestens nach diesem einen Sommer dem Müll zugeführt werden. Andererseits gibt es stabile Folienzelte bzw. Folientunnel, deren Folien nur in Falten gelegt werden und die keine Nahtstellen haben, an denen sie reißen. Diese Folien sind in der Regel mit einer 5-Jahres-Garantie ausgestattet.

Als Vogelschutz hatte ich mal Erdbeerschutznetze gekauft, mehr um junge Saaten damit abzudecken, als die Erdbeeren zu schützen .Wer will, kann aber auch alte, sehr dünne, Gardinen verwenden.

Unser Brennholz ist zu 60 % mit Gewebeplanen abgedeckt, langfristig könnte man natürlich ein Dach bauen, aus Dachschindeln oder Metalldachplatten. Zunächst musste aber eine schnelle Lösung her (der Platz im Lager reichte nicht) - wer kennt das nicht - denn wir heizen überwiegend mit Holz, und das muss trocken lagern. Bei uns - eigentlich recht ressourcenschonend auf gebrauchten, vom Handel bereits aussortierten, Paletten. Außer ein paar Spanngurten und 4 günstigen, dünnen, Einschlagpfählen, wie man sie für Obstgehölze benutzt, pro 5-6 Kubikmetern gestapelten Holz brauchten wir nur noch eine Folie und zwei dutzend - sowieso herumliegender - Ziegelsteine. Besser als Heizöl, Gas und Strom - wenn auch nicht ganz, wie sagt man heute: Mit einer nicht perfekten ökologischen Bilanz.

Außerdem sind dann im Garten natürlich noch die Mörtelwannen und Baueimer, neben ihren viel schöneren Geschwistern aus Blech mit Emaille und Zink - eine wirklich viel bessere Lösung, aber die Wannen waren vom Bau noch da, und ich vertrete die Meinung, dass weiterverwenden besser als wegschmeißen ist. Ob wir zum Bau auch Metallwannen hätten nutzen können? Na klar, aber den Mörtel kann man aufgrund des weichen Plastiks natürlich trocken besser aus einem Kunststoffeimer herausdrücken und (wenn es selbstgemischter Mörtel aus Kalk und Sand ist) auf den Kompost geben. (Beton nicht in den Kompost! Bitte bei Fertigmörtel darauf achten ob Plastik/Beton im Fertigmörtel zugesetzt ist oder einfach erst gar nicht an den Kompost denken)

Beim Werkzeug sieht es schon viel besser aus, es gibt fast alles mit Holzgriff und Metallblatt - wer wirklich ökologisch handeln will, achtet auf gute Qualität und darauf, dass man den Stiel tauschen kann. Die Hülse des Metall-Werkzeugstückes am Stiel muss möglichst weit hoch gehen, außerdem müsst ihr darauf achten, dass der Übergang zwischen Stiel und Blatt stabil wirkt. Mir sind schon bestimmt 3 Grabegabeln an dieser Stelle gebrochen - beworben mit Versprechen über den achso stabilen Stiel aus Glasfaser, und weiß der Kuckuck, was noch. Ich benutze die Grabegabeln aber auch sehr viel, ein 2200 qm Grundstück ist nichts für Werkzeuge die für „seltenen“ Hobbygebrauch gemacht sind.

Ich setze jetzt auf Holzstiele, lange Tüllen (das Verbindungsstück) und geschmiedete Ware. Außerdem finde ich die Verbindungen mit „Überwurf-Ring“ ziemlich daneben. Der Stiel muss dann nämlich eine Aufnahme für das Blatt bereit stellen und diese Stiele kann man nicht nachkaufen. Eine Tülle mit Schraube oder Niete ist viel besser!

Verpackungsmüll von „Nebenprodukten“

Neben den schon genannten Produkten, die selbst aus Plastik sind oder so verpackt sind, kommen dann noch die Einkäufe von Aussaaterde und Hilfsmitteln wie Gesteinsmehl und Hornspänen hinzu. Auch die sind natürlich in dünnen Plastiksäcken verpackt. Ich habe einen Hersteller für Gesteinsmehl und Bentonit, gefunden, bei dem die Verpackung aus Papier zu sein scheint. Sie sieht ein bisschen aus wie die Verpackungen von Baustoffen, weswegen ich mutmaße, dass innen noch eine ganz ganz dünne Plastiktüte ist, die das ganze vor äußerer Feuchtigkeit schützt.

Verpackungen mit höherem Papieranteil

Die meisten Produkte sind aber im Plastiksack, wie alles, was man so kaufen kann, auch wenn sie einem an der Supermarktkasse keine Plastiktüte mehr verkaufen, weil ja alle „ach so ökologisch“ sind - Wurst in Plastik, sogar Fleisch und Käse an der Frischetheke mehrfach in beschichtete Blätter und Plastiktüten eingewickelt.

So ganz verstehe ich diese Logik, um ehrlich zu sein, nicht: Eine große Tüte ist böse, aber die vielen Millionen einzelnen Verpackungen von Mini-Süßigkeiten und „Käsewürfeln“ sind nicht schlimm? Genauso wie die Plastikkügelchen im Duschgel: Kein Problem, Hauptsache es kauft niemand ne Plastiktüte.

Aber zurück zum Garten, lassen wir die merkwürdigen Auswüchse der Verpackungen hinter uns:

Das Beste am eigenen Garten, trotz der vielen Hilfsmittel aus Plastik, die wir alle noch reduzieren können, ist, dass wir in der Summe sicherlich mehr Gemüse und Obst unverpackt aus unserem Garten ernten können, als wir zunächst an Verpackungen benötigen.

Eine Plastiktüte um den Wurzelballen eines Apfelbuschbaums ist nichts im Vergleich mit seinem Ertrag von etwa 20 Kg Obst pro Jahr. Wie viele Tüten wären das? Im ersten Jahr mit Vollertrag bei großen Tüten mindestens 10, jedes Jahr!

Bei Himbeeren geht man im konventionellen Anbau von etwa 3 Kg Himbeeren pro Quadratmeter aus – 2 Kg bei nur einmal tragenden Himbeeren. Letzteres wären auch schon 13 Schälchen Plastikmüll weniger. Auch wieder: Im Jahr!

Und wenn wir Stauden bestellen, die gut zu unserem Boden passen, die sich wohlfühlen mit dem, was sie vorfinden, brauchen wir weniger düngen und gießen, das spart Wasser und Ressourcen. Außerdem können wir dann an der ein oder anderen einjährigen Sommerblume im Supermarkt vorbeigehen - damit sparen wir Energie, die für die Aufzucht im Gewächshaus notwendig gewesen wäre - denn oft werden diese Blumen ja zu unglaublich frühen Zeitpunkten verkauft.

Blumen sind auch ein gutes Stichwort: Blumensträuße kaufe ich selten, wenn überhaupt mal einen im Winter, wenn mir der Frühling viel zu weit entfernt erscheint. Im Sommer da ernte ich Dahlien, Rosen, Kornblumen, Cosmeen, Ringelblumen, Margeriten, kleine Tagetes-Sträuße und im Frühjahr Zweige von Blütensträuchern, wie der Forsythie oder dem Ranunkelstrauch.