Urban Gardening - Vorschläge für den Mini-Gemüsegarten

Gemüse lässt sich auch auf kleinstem Raum kultivieren, auch auf dem heimischen Balkon

Nicht jeder hat einen Garten zur Verfügung, aber oft lassen sich auch kleine Innenhöfe und Balkone in grüne Oasen verwandeln. Für manche Kulturen bieten sie sogar Vorteile, denn wer hat schon Schnecken und Ameisen auf dem Balkon? Wie wahrscheinlich ist die Kartoffelkäferplage mitten in Berlin oder München?

Aber natürlich hat man auch mit Einschränkungen zu kämpfen: der Platz ist begrenzt und deshalb muss man sich jedes Jahr erneut entscheiden, welche Pflanzen einziehen dürfen.

Grundsätzlich sollten die Lichtverhältnisse geprüft werden, Südlagen eignen sich für viele Arten, wenn ausreichend gegossen werden kann.

Wer beispielsweise eine Dachterasse auf einem Flachdach sein Eigen nennt, muss mindestens zwei mal am Tag gießen. Die Hitze staut sich an einem solchen Fleck stark und das Wasser verdunstet im besonderen aus kleineren Töpfen so schnell, dass man nur mit großen Kübeln arbeiten kann.

Wer einen Innenhof bewirtschaften darf, wird schattenverträgliche Kulturen auswählen müssen, da bei einer Bebauung rund um den Garten wenig Sonne auf die Kulturen fallen wird. Andererseits kann man in Innenhöfen durch die geschützte Lage auch mehrjährige Stauden und Gehölze kultivieren, die nur bedingt winterhart sind.

Grundsätzlich sollten wir für die Kulturen die passenden Dünger im Fachmarkt kaufen, die eigene Kompostherstellung auf dem Balkon oder Innenhof ist relativ aufwendig und platzintensiv. Wer dennoch eigenen Dünger herstellen möchte, sollte sich über Wurmhumus informieren.

Die Kosten für gekauften Dünger sind in dem kleinen Umfang aber vertretbar und unabdingbar, wollen wir nicht jedes Jahr die Erde komplett austauschen.

Kulturvorschläge

Kartoffeln können aus Resten von Supermarkt-Einkäufen gezogen werden oder man besorgt sich besondere Sorten aus dem Fachhandel. Gepflanzt werden können sie in ausreichend große Eimer (ab 20 Liter) oder große Säcke.

Im März beginnt man damit, die Kartoffeln vorzukeimen, dazu legt man sie auf ein Tablett im Haus und lässt sie einige Wochen in Ruhe. Im April werden die Kartoffeln dann gepflanzt. Der Eimer wird mit Erde gefüllt und die Kartoffeln werden etwa 10 cm tief gesetzt. Pro Eimer reicht eine Knolle. Jetzt muss nur noch regelmäßig gegossen werden. Ist die Erde schon öfter benutzt worden, empfiehlt es sich, eine Kopfdüngung zu geben, sobald sich die ersten Blätter gebildet haben. In warmen Südlagen hilft eine Mulchschicht, sofern vorhanden. Genutzt werden können Reste von Blumenschnitt, aber auch manche Küchenabfälle (wie Salatblätter, Möhrengrün, Kohlrabiblätter).

Geerntet wird, wenn das Kartoffellaub welk wird.

Möhren wachsen hevorragend in tiefen Eimern, dazu sät man am besten im Abstand von etwa 5x5 cm in einem mindestens 20-30 cm tiefen Pflanzgefäß das Saatgut einzeln aus. In einem großen verzinkten Eimer können so bis zu 10 -15 Möhren wachsen.

Radieschen sind zwar leicht zu kultivieren, allerdings lohnt es kaum, die kleinen Knollen anzubauen, wenn man nur wenig Platz zur Verfügung hat. Aber wer noch einen länglichen Blumenkasten erübrigen kann, kann dort im Abstand von 4 cm Samen etwa 0,5 cm tief ablegen. In einem handelsüblichen Balkonkasten kann man eine Reihe Radieschen kultivieren. Ausgesät wird im März und je nach Sorte bis in den Herbst hinein. Allerdings ist es gut, nicht immer wieder Radieschen im selben Kasten anzubauen. Der Platz kann auch gut mit Kräutern, Parisermöhren oder Schnittsalat genutzt werden.

Am besten eignen sich Schnitt- und Pflücksalate, da diese immer wieder geerntet werden können. Ausreichend ist ein schmaler Balkonkasten, besser ist jedoch eine tiefere Kiste, in der man ruhig breitwürfig aussäen kann. Da das Unkrautaufkommen auf dem Balkon geringer ist als im Hausgarten, kann der Aufwand für Jätarbeiten unberücksichtigt bleiben. Die Erntemenge ist größer, wenn man nicht in Reihen aussät sondern die ganze Fläche ausnutzt.

Mehr oder minder alle wichtigen Kräuter lassen sich auch in kleinen Pflanzgefäßen halten, allerdings sollte man Abstand nehmen von netten kleinen Metalldosen und extra Kräutertöpfen mit Durchmessern von nur 10-15 cm. Der Platz reicht zwar aus, um den Schnittlauch für eine oder zwei Wochen am Leben zu erhalten, aber langfristig ist mehr Platz von Vorteil. Werden Kräuterpflanzen gekauft, müssen diese unbedingt in einen größeren Topf umgepflanzt werden.

Manche Kräuter wie Rosmarin und Thymian werden mit den Jahren auch richtig groß. Entweder muss man sie dann teilen und verschenken oder ihnen ausreichend Platz zur Verfügung stellen. Einen mittleren Rosmarinbusch sollte man in einen Topf oder Eimer mit nicht weniger als 10 Liter Volumen pflanzen. Thymiankästen dürfen ruhig relativ flach sein, pro Pflanze sollte man aber etwa 25x25 cm Platz vorsehen.

Es gibt Busch- und Stabtomaten, bei begrenztem Platz bieten sich Stabtomaten an, da diese den Platz besser ausnutzen. Als Pflanzgefäß bieten sich Töpfe mit mindestens 10 Liter Volumen an. Statt eines Stabes zum Befestigen kann man auch Schnüre spannen beispielsweise zwischen zwei Balkonen / Etagen oder man verwendet so genannte Tomaten-Tower (Käfige). Die Tomaten kauft man am besten als vorgezogene Pflanzen, da man nicht mehr als 2 oder 3 Tomatensorten auf dem Balkon halten wird. Im Freiland sagt man, eine Tomate sollte zwischen 50x80 cm und 100x100 cm Platz haben. Das Tomatenlaub wird auch auf dem Balkon seinen Platz einnehmen. In Kübeln und Töpfen müssen Tomaten regelmäßig gedüngt werden, am besten man nimmt einen speziellen Tomatendünger, der alle zwei Wochen mit dem Gießwasser verabreicht wird.

Wer besonders sorgsam beim Gießen und Düngen ist, kann auch kleinere Kübel und Töpfe nehmen, manchmal sieht man Tomatenpflanzen in nur 4-5 Litern Substrat stehen. Außerdem gibt es besonders kleine Tomatensorten, die auch als "Mini-" "Balkon-" oder "Naschtomate" verkauft werden.

Wählt man den Topf überdimensioniert, kann man im unteren Bereich noch eine Mischkultur anbauen, beispielsweise Petersilie.

Zucchini auf einer Terrasse

Zucchini auf einer Terrasse

Im Vergleich zum Freilandanbau ist die Zucchiniernte auf dem Balkon nicht ganz so ergiebig, da die Pflanzenweniger groß werden, wenn sie nur in einem Kübel gehalten werden. Im Freiland sollte man etwa einen Quadratmeter einplanen, auf dem Balkon oder Innenhof muss man mindestens 20 Liter Substrat und etwa 75 * 75 cm Bodenfläche einplanen. Gut ausnutzen kann man den Platz, wenn man daneben in einem schmalen tiefen Kübel Stangenbohnen zieht. Die Bohnen kann man an Stangen oder Schnüren in die Höhe ziehen, die Zucchini belegt den Platz am Boden.

Hängeerdbeeren sind für kleine Gärten besonders gut geeignet, da die Pflanzfläche von der horizontalen in die Vertikale vergrößert wird. Erdbeeren pflanzt man am besten im Vorjahr im Monat August.

Bohnen auf einem Balkon

Bohnen auf einem Balkon

Stangenbohnen oder Prunkbohnen winden sich um Rankgitter oder Bambusstäbe, die man mit in die Pflanzgefäße steckt. Insgesamt sind Bohnen recht anspruchslos und einfach zu kultivieren. Gleichzeitig können sie als Sichtschutz und dekorative Blumenelemente dienen. Prunkbohnen blühen wunderbar rot und die Bohnen können im frühen Zustand wie grüne Bohnen gegessen werden, sofern man den Faden entfernt.

Erbsen können für den Rohverzehr angebaut werden, da man diese im Handel nur sehr selten frisch erhält. Sie benötigen eine Stütze oder Rankhilfe, da sie selten höher als 50 oder 60 cm werden, reicht es dafür den Pflanzeimer an das Balkongeländer zu stellen, sofern es aus Metall ist. Bei gemauerten Brüstungen könnte man ein einfaches zusammengebundenes Spalier aus dünnen Reisern oder Bambusstangen anlehnen.

Zu den Kohlarten gehören auch Radieschen, die schon oben genannt wurden, aber auch einen Rotkohl sollte man mal anpflanzen. Er benötigt einen großen Topf und ist äußerst dekorativ. Manche pflanzen ihren Rotkohl im Hausgarten auch als Zierpflanze. Die Blätter sind bläulich rot und sehr samtig. Der Rotkohlkopf ist nicht geschlossen, wie wir es aus dem Supermarkt kennen, sondern sieht eher blütenartig aus. Zum reinen Verspeisen lohnt die Kohlkultur aber nicht so richtig, sie ist einfach zu Platzaufwendig und Kohl ist selbst in bio Qualität zu günstig, um damit unsere geringen Platzreserven zu belasten.