Liebstöckel oder "Maggikraut": Ein doch eher anspruchsloses Küchengewürz

Maggikraut im Garten benötigt - im Gegensatz zu vielen Meinungen - quasi keinerlei Pflege und lässt sich auch an trockenen Standorten pflanzen. Lehm, Humus und Feuchtigkeit? Von Wegen!

Manchmal hat man das Gefühl, dass um 1300 sowieso irgendjemand mal etwas aufgeschrieben hat und sich seitdem niemand beim Abschreiben gefragt hat: Stimmt das denn?

Die gängige Literatur empfiehlt zum Liebstöckel einen feuchten, eher lehmigen und besonders humosen Boden. Sogar mit Kompost soll man das Maggikraut versorgen - bis zu zwei mal im Jahr.

Ausschließen kann ich nicht, dass er auf einem Lehmboden auch hervorragend gedeihen würde und auch Feuchtigkeit toleriert, aus Erfahrung reicht aber ein ganz normaler, sogar stark sandiger Gartenboden für die Kultivierung von Liebstöckel ohne weitere Pflegemaßnahmen vollkommen aus.

Auf dem Titelbild oben sieht man mehrere Liebstöckelpflanzen in Beton-Pflanzsteinen, in denen es das ganze Jahr ziemlich trocken ist. Was man auf dem Bild leider nicht sieht, ist die über alles erhabene Verwandtschaft, die sich durch eine Betonspalte eines betonierten Weges zwängt. Dieser „Weg“ läuft am Haus etwa 70 cm über dem normalen Gartenboden entlang (leichte Hanglage), wobei die besagte Pflanze etwa 30 cm vom Rand dieses Weges entfernt steht und man deshalb von einer starken Drainagewirkung ausgehen kann.

blühender Liebstöckel

blühender Liebstöckel

Der Liebstöckel wird an diesen Stellen bis zu zwei Meter hoch und würde Maggikraut für eine komplette Familie mit gar "Maggisüchtigen" erzeugen, die Samenmengen müssen begrenzt werden, indem die Dolden schon früher abgeschnitten werden. Wahrscheinlich hätte das Maggikraut den Garten sonst schon vollkommen überrannt.

Es ist also eher so, dass Maggikraut eine anpassungsfähige Pflanze ist, die soweit man das aus den Erfahrungswelten anderer Gärtner und der eigenen Erfahrung ableiten kann, sonnig stehen möchte und einige Jahre der Eingewöhnung braucht, um eine stattliche Pflanze zu werden.

Eine Jungpflanze der oben abgebildeten Liebstöckelpflanzen haben wir an eine feuchtere (anderer Garten) aber vollsonnige Stelle gepflanzt. In den ersten zwei Jahren ist sie weder eingegangen, noch bis zu zwei Meter hoch geworden. Der Boden ist ähnlich, wie am ersten Standort ein eher sandiger Boden, jedoch mit mehr Lehmanteilen und deutlich feuchter (hoher Grundwasserstand, mehr Niederschlag).

Obwohl die Pflanze nicht die zierende Wirkung hat, wie die zwei Meter Pflanzen, reicht die Ernte aufgrund des starken Geschmackes vollkommen für einen normalen Haushalt aus.

Auch im Winter muss man sich keine Gedanken machen: der oberirdische Teil zieht sich ein und die Pflanze überwintert unterirdisch und hält dabei Außentemperaturen von bis zu -25°C aus. Im Frühling (April) treibt sie dann unkompliziert wieder aus.

Wird eine Pflanze zu groß, kann man sie einfach teilen und an einem anderen Standort wieder einpflanzen.

Möchte man einem Freund Liebstöckel für den eigenen Garten abtreten, beispielsweise als Ableger, so würde ich empfehlen, je nach Gartengröße gleich zwei oder drei Pflanzen, an verschiedenen Standorten zu setzen. Nach ein oder zwei Jahren lässt sich dann die kräftigste Pflanze auswählen und der Rest entfernen.

Möchte man besonders viel von seinem Liebstöckel ernten, so sollte man ihn nicht zum Blühen kommen lassen. Wer nur ab und zu ein Blatt ernten möchte, dem reicht wahrscheinlich der junge, neue Austrieb der auch vorhanden ist, wenn die Pflanze blüht.

In kleinen Gärten, bzw. Gärten, die nicht vollkommen vom Maggikraut überwüchert werden sollen, sollte man die Samenstände im Herbst frühzeitig abschneiden. Die Blüte beginnt etwa Ende Juli.

Lässt man die Samen stehen und sammelt sie, kann man den Liebstöckel entweder die Arbeit übernehmen lassen oder man sät Ende März gezielt im Freiland aus.

Genutzt werden kann das Kraut des Liebstöckels für Suppen, Eintöpfe aber auch für Salatdressing.