Warum wir keine Nadelgehölze brauchen: Inspiration für immergrüne belaubte Pflanzen
Nicht jede Staude zieht sich im Winter komplett ein - statt Erdwüste bleiben dann immerhin ein paar Blätter, ein bisschen Struktur im Garten.
Halbwintergrüne und wintergrüne Stauden aus eigener Erfahrung.
Nicht alle Stauden werden als wintergrün verkauft, die es auch sind - beispielsweise stehen bei uns die Stiefmütterchen auch noch im tiefsten Winter im Schnee und blühen darunter sogar auch noch. Ähnlich geht es uns mit dem Beinwell, der blüht zwar nicht - sieht aber auch im Januar noch gar nicht so schlecht aus - nur einige wenige Blätter sind abgefroren. Ich finde, dass man sich dazu auch die Spannweite zwischen grün und „braun“ ansehen. Der Lavendel ist eindeutig wintergrün, er verändert ja kaum sein Äußeres, die Astern dagegen verwandeln sich in unansehnliche braun-schwarze Sträucher. Und dagegen ist der Beinwell - wie gesagt - grün und ansehnlich. Genauso verhält es sich auch mit dem Mädchenauge im Staudenbeet. Während die Kokardenblume schwächelt, ist das Laub des Mädchenauges noch wunderschön grün. Großartig ist dabei auch die Bodendeckerrose „the Fairy“ - die ich im letzten Herbst mit ihren kleinen rosa Blüten einfach haben musste: Sie blüht wirklich unaufhörlich, sogar im Herbst und (milden) Winter. Sie ist natürlich im Sommer weniger zerzaust, als in diesen regenreichen Tagen.
Was man auch nicht vergessen darf beim Thema immer- und wintergrün ist der Winterschutz, den einige Pflanzen benötigen, so ist der wunderschöne Berg-Salbei zwar immergrün, aber unter einer Decke aus Reisig versteckt. Im letzten (wirklich bitter kalten) Winter ist mein Salbei leider erfroren und so müssen in diesem Winter alle Salbei-Pflanzen unter einer Decke aus Tannenzweigen auf den Frühling warten.
Ganz erstaunt war ich darüber, dass mein Rosmarin den letzten Winter mit Dauerfrösten (wochenlang unter -5 Grad) so anstandslos überstanden hat - ich glaube, die erhöhte Lage (Natursteine zu einem Kreis gelegt und mit sandiger Erde gefüllt) gefällt ihm, da Wasser gut abfließen kann. Sein „Klonkind“, das im letzten Sommer so gut gewachsen war und zu seinen Füßen wuchs, hatte nicht so viel Glück und ist wahrscheinlich an kalten und nassen Füßen eingegangen. Der Thymian, der sich daneben immer weiter ausbreitet hat damit weniger Probleme und wenn man möchte, dass er Flächen noch schneller erschließt , biegt man einfach einen seiner dünnen Zweige herunter und häuft sie mit Erde an. An diesen Stellen bildet er neue Wurzeln und verbreitet sich so noch rascher.
Wie zu erwarten zeigten sich Pflanzen wie Hauswurz und Immergrün natürlich als resistent und immergrün, genauso wie der Bambus, der immer wieder vom Liguster gerettet werden muss - weil die Vorbesitzer sich nicht vorstellen konnten, dass beide Pflanzen „Riesen“-Gene haben.
Erstaunlich finde ich dagegen die Astern-Ableger, die ich im letzten Herbst in Hülle und Fülle abgeteilt habe, im Gegensatz zu den großen verblühten Stauden gucken die kurzen Stummel munter und frisch aus dem Boden, ohne weiter dekorativ zu sein.
Alle Sorten an Nelken, die hier wachsen, zeigen sich im grünen Blattkleid, am prächtigsten die Bartnelken in der ausgedienten Badewanne - kräftiges Grün - wie im Sommer, vielleicht sogar prächtiger angesichts der trüben Umgebungsfärbung. Gras- und Heidenelken sehen zwar ein bisschen albern aus mit den daraus hervorguckenden Trieben der Traubenhyazinthen, lassen sich aber weder durch Regen, Schnee oder Eis einschüchtern.
Und wo ich so darüber nachdenke, ich habe noch nie gelesen, dass Lupinen ein wintergrünes Kleid hätten, unsere scheint sich dem Winter zu widersetzen, obwohl sie auf einer Fläche steht, die regelmäßig mit eisigem Wasser überspült wird. Das muss ich mal im Auge behalten!
Daneben, wie erwartet die Bachnelkenwurz, unbeeindruckt aber doch durch den Frost und die Kälte an den Rändern etwas schwarz-bräunlich angelaufen - eine Staude für wechselfeuchte Standorte. Ich denke, die paar Blätter wird sie verkraften können, wenn ich sie im Frühjahr ordentlich ausputze.
Ausputzen muss ich dann auch die Erdbeeren, die ja eigentlich wahnsinnig gute Bodendecker abgeben, denn auch jetzt sind sie noch wunderbar grün und haben sich - im Vergleich zu allen anderen Pflanzen im Garten - immer wieder als absoluter Vermehrungskünstler herausgestellt.
Genauso wie das Immergrün, das - seinem Namen gerecht werdend am Hang von Jahr zu Jahr weiter ein Stück Wiese für sich beansprucht und viel besser begrünen kann als eine Mischung aus Sauerampfer und Gräsern. Dazwischen versucht auch das Fingerkraut immer wieder einen Fuß an den Boden zu bekommen, in seinen Bemühungen wächst es sogar in die Wiese und unter dem Immergrün entlang. Um ehrlich zu sein bin ich nicht sicher, woher das Fingerkraut kommt, hat es sich selber hier angesiedelt oder haben die Vorbesitzer es gepflanzt? Ein Ausgangsort ist schwer festzustellen, und es ist so schön - da trage ich es gern auch zusätzlich durch den Garten und siedele es an den fehlenden Stellen an. Einzig und allein das silbrig-graue Hornkraut scheint am Boden zu dicht zu wachsen, denn dort habe ich noch nie Fingerkraut beim Unterwandern erwischt.
Genauso unkompliziert wie das Immergrün ist im Übrigen auch die immergrüne Schleifenblume, die im Frühjahr mit ihren weißen Blüten an hängenden Zweiglein den Frühling einläutet.
Jetzt muss ich mal stark nachdenken, wen ich bisher vergessen habe. Natürlich die Polsterphlox, die ja sowieso keinerlei Arbeit macht und deshalb gern vergessen wird, obwohl sie so dankbar wächst und blüht. Auch im Winter ist sie ansehnlich, auch wenn sie sich nie zu einer viel zu frühen Blüte hinreißen lassen würde. Genauso pflegeleicht sind auch die Purpurglöckchen (Heuchera), auch wenn sie im Herbst mit dem Laub - mit den üblich rot-braunen Blättern eher untergehen als herauszuleuchten. Fast vergessen habe ich auch die Storchschnäbel, die ich als winzige Ableger in schmalen, hohen, im Durchmesser nur etwa 2 cm großen Stecklingsgefäßen gekauft hatte - so klein und zerbrechlich, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie diesen zarten Gebilde mal als Bodendecker fungieren sollten. Sie wachsen und gedeihen und wirklich - sie sind robust und ausbreitungsfreudig. Das Beste daran ist eigentlich, dass man immer wieder neue Ableger seitlich vom Rhizom abteilen und neu pflanzen kann. In der Sonne blühen sie auch schön, wenngleich sie nicht mit ihren Nachbarn mit auffällig großen Blüten im Sommer mithalten können, sind sie mir lieb. Sie gedeihen sogar an unwirtlichen Standorten, an denen sie von Giersch bedrängt werden und setzen sich auch - mit ein wenig Hilfe - ganz gut durch. In jedem Fall werden sie nicht einfach überrannt.
Die nicht wintergrünen Stauden lasse ich im Übrigen einfach so stehen, wie Mutter Natur es vorgesehen hat, mit Samenkapseln und verdorrten Blättern. Erst im Frühjahr entferne ich die abgefallenen Blätter, schneide die Triebe zurück und jäte dann auch gleich die Beete, verteile Hornmehl und Kompost. Einerseits macht es mir im Herbst weniger Arbeit, wenn es ständig regnet (hier ist der Herbst oft kurz und nass) - andererseits lasse ich so auch Verstecke für Insekten, lasse Samen zur freien Vermehrung und Nahrung für Vögel und Kleintiere. Außerdem ist es doch bei vielen Stauden und auch Einjährigen schade, sie zu früh zu beschneiden und zu roden, wenn sie doch versuchen, bis zum Frost Blüten zu produzieren und mir eine Freude zu machen. Es lohnt lediglich, die verblühten Blüten rauszuschneiden, so dass die Pflanzen weitere Blüten nachschieben, bis es dann endgültig zu kalt für sie geworden ist.
Einjährige wie Ringelblumen und Tagetes danken es, genauso wie die Löwenmäulchen mit jährlich neuen Blumen, die wie von Zauberhand auftauchend und nicht mehr als das Licht der Sonne verlangen.