Der Schneckenreport – Pflanzen, die Schnecken nicht mögen

Harmonie oder Kampf: Schneckenstrategien

Strategien gegen Schnecken

Nun, ihr habt es sicher bemerkt, im Lauf der Zeit ergab sich meine Strategie zur Bekämpfung der Schnecken ganz von selbst: Ich suche einfach Pflanzen, die sie nicht auffressen.

Ich finde schon die Vorstellung schrecklich, Schnecken mit Salz zu bestreuen, sie mit einer Schere durchzuschneiden, sie in Bier ersaufen zu lassen oder sie zu vergiften. Da schmeiß ich sie lieber mal ein paar Meter durch den Garten, in der Hoffnung, dass sie, schwindelig geworden, sich verlaufen oder zumindest eine Weile brauchen, bis sie wieder an ihr vermeintliches kaltes Buffet zurückgefunden haben.

Seitdem ich weiß, dass es genug Pflanzen gibt, die meinen Garten schmücken können, ohne komplett von den Schnecken vertilgt zu werden, habe ich sogar immer mehr Sympathie für die kleinen Weichtiere entwickelt. Als ich in einer Anzuchtschale in größter Sommerhitze einträchtig ein paar Schnecken neben einem Tigerschnegel (der ja Schnecken fressen soll) liegen sah, verwandelte sich mein erster Impuls, sie weit weg zu werfen, schnell in Mitleid: sollen sie sich doch ausruhen, die armen erschöpften Tiere – bei diesem Wetter… Und so empfinde ich immer öfter. Wenn z. B. eine große Gruppe von ihnen systematisch einen Fallapfel verdrückt, beobachte ich sie nur mit anteilnehmender Freude – warum auch nicht? Meinen Garten kann ich auch so grün und blühend erhalten – mit den schneckenresistenten Pflanzen. Und irgendwie finden sie ja trotzdem noch genug zu fressen, denn sie sind ja noch überall im Garten zu finden. Neben den Wegschnecken natürlich auch über die wirklich hübschen, kleinen Häuschenschnecken (Garten-Bänderschnecken), die zum Glück auf abgestorbene Pflanzenreste stehen. Das freut mich, denn ich finde sie ganz entzückend und beobachte gerne, wie sie die Fühler ausstrecken und ihr Häuschen hinter sich herziehen. Den Tigerschnegel fand ich zuerst doch ziemlich erschreckend, seine Raubtierfärbung erinnerte mich sofort an den furchterregenden Seeleoparden – nicht zu Unrecht, wie sich dann herausstellte: Er frißt junge Nacktschnecken und Schneckeneier. Weinbergschnecken gibt es hier leider nicht, aber wer weiß, vielleicht kommt doch mal eine vorbei.

Heuchera oder Purpurglöckchen gibt es nicht nur mit dunklem Laub

Schneckenresistente Bodendecker und Lückenfüller für schwierige Stellen

Zwischen den Johannisbeersträuchern wächst jetzt neben den Purpurglöckchen auch ein Busch Oregano: Ein Retter für alle Orte, die sonst kahl blieben. Und das kleine Immergrün mit violetten Blüten zwischen den eher ledrigen Blättern – und die Schnecken latschen einfach durch.

Goldnessel mögen Schnecken auch nicht.

Goldnessel mögen Schnecken auch nicht.

Weitere Kahlstreifen, wo einfach nichts wachsen wollte, begrünen sich nun nach und nach z. B. mit Gundermann/Gundelrebe (was für ein genialer Bodendecker, der im Frühling auch noch hübsch blau blüht), mit Goldnesseln (mit wirklich sehr dekorativen, gefleckten Blättern und gelben Blüten) und ein paar Silberblättern (Mondviolen), die Blüten von den Schmetterlingen geliebt, die weißen, pergamentähnlichen Samenhüllen noch im Winter ein Schmuck für den Garten.

Waldmeister bleibt unversehrt.

Waldmeister bleibt unversehrt.

Und ein weiterer großartiger Bodendecker ist natürlich der Waldmeister: Ein paar welke Pflänzchen vom Nachbarn stupfte ich dahin, wo gerade Platz war: in den „Waldgarten“ und neben das „Gemüsebeet“. Ich hielt die ganze Angelegenheit für ziemlich aussichtslos, bald war auch nicht mehr viel von ihnen zu sehen. Umso größer die Überraschung im nächsten Frühling: Aus den einzelnen Pflänzchen waren über den Winter, ganz geheim unter dem Eichenlaub quadratmetergroße Waldmeister-Flächen entstanden, grün, grün, zum Reinbeißen grün und dann bedeckt mit den filigranen, weißen Blüten. Inzwischen muss ich schon aufpassen, dass sie nicht alles andere überrennen und ersticken, denn die Schnecken mögen auch keinen Waldmeister. Zu viel Cumin?

Vexiernelken finden Schnecken nicht zum anbeißen.

Vexiernelken finden Schnecken nicht zum anbeißen.

Einen anderen Waldrandbewohner habe ich mittels eines kleinen Ablegers ebenfalls in meinen Garten gebracht: die Vexiernelke. Samtiges, grau-grünes Blattwerk mit leuchtend pinken Blüten. Sie vermehren sich sogar in meinem „Schotterbeet“ fleißig, trotzen jeglichem Wassermangel – und die Schnecken mögen wohl auch die haarigen Blätter nicht.

Bei den Kugeldisteln hatte ich das ja schon erwartet – aber leider wieder vergessen, dass sie schon gern ein bisschen mehr Sonne hätten.

Und auch Topinambur habe ich ausprobiert. Bevor mir klar war, dass Topinambur den schrecklichen Drang hat, sich auszubreiten, habe ich etliche Knollen eingegraben. Einige der jungen Spitzen fielen gleich den Schnecken zum Opfer, aber nur relativ wenige. Sie haben schnell auch so etwas rauhes, stachliges an sich, das wohl nicht so angenehm zu essen ist. Auf jeden Fall wuchsen im ersten Jahr einige Pflanzen heran, wenn auch lange nicht zu der beeindruckenden Größe, die mich auf Bilder dazu verführt hatten, sie auszusuchen. Allerdings schrien sie im Sommer jämmerlich nach Wasser, d. h. sie ließen alle Blätter hängen und schienen fast umzusinken. Aber sie richteten sich nach dem Gießen jedesmal erstaunlich schnell wieder auf. Als der Sonnenstand sich veränderte und es noch schattiger wurde, bezogen sich die Blätter mit Mehltau und die gelben Blüten erschienen nur bei den wenigen Exemplaren, die am längsten der Sonne ausgesetzt waren.

Ich betrachtete das Experiment also irgendwie doch als gescheitert, grub jede Menge Knollen wieder aus, habe natürlich ein paar doch übersehen und die nächste Generation wächst nun, stark reduziert, viel unkomplizierter weiter: Sie kriegen kein Zusatzwasser und finden das augenscheinlich völlig in Ordnung, sie sind nun etwas kleiner, als ihre „Eltern“, haben sich irgendwie angepasst und strecken im Herbst lange Blütenstiele mit kleinen Blüten gen Himmel.

Ganz nah am Boden dagegen sind die vielen kleinen Veilchen, die von den Schnecken auch einfach übersehen werden. Vor den Tannen ganz früh im Jahr die kleinen, lila Veilchen, im „Waldgarten“ weiße Veilchen mit dunkelgrünen Blättern und mein Sorgenkind: ein Alpenveilchen mit den so kunstvoll gemusterten Blättern. Ich habe es als verkümmertes Pflänzchen aus einem Gartencenter gerettet, inzwischen mehrmals umgepflanzt, zwischendurch mal zur Kur in einen Blumentopf geschickt, mal sah es super aus, dann kränkelte es wieder – zur Zeit steht es scheinbar gesund und prall im Eichenlaub: hoffen wir das Beste!