Die Gurke im Gewächshaus und die Kastengurken – Pflege, Pflanzung, und Tipps

Noch früher Gurken aus dem eigenen Gewächshaus ernten, wie man sie aufbindet, richtig gießt und düngt.

Die grundlegenden Anbauhinweise zu Gurken findet ihr im regulären Gurkenartikel , aber da der Gurkenanbau ja doch recht umfangreich ist, wollte ich die Haus- und Kastengurke gern auslagern.

Immerhin hat nicht jeder ein Gewächshaus.

Wer ein Folienhaus oder Gewächshaus zur Verfügung hat, pflanzt ab Ende April Gurken im Gewächshaus. Die Vorkultur, beispielsweise der Kopfsalat, ist zu diesem Zeitpunkt schon fertig und bietet Platz für neue Pflanzen. Allerdings muss man sagen, dass man das Gewächshaus, wenn es kalt wird, noch mit Decken und Strohmatten einpacken muss, wenn man die jungen Gurkenpflanzen vor dem frostigen Tod retten möchte.

Geeignete Sorten findet man unter dem Stichwort Hausgurke oder Gewächshausgurke. Hier ein Beispiel:

Ernte schon im Juni

Aussaat Ende März/Anfang April im Haus in Töpfen, pflanzen ab Ende April ins Gewächshaus

z.B. Saladin, Gewächshausgurke, fast keine Kerne und mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Bitterkeit.

Pflanzung von Gewächshausgurken:

Der Boden im Gewächshaus muss gewissenhaft vorbereitet werden, dazu gibt man organisches Material hinzu, das kann Laub, Stroh, Mist und auch Kompost sein.

Dazu hebt man Gräben im Gewächshaus gut einen Spaten tief aus und füllt die organischen Materialien ein und deckt dann mit Kompost ab. Klassisch wird in dieses Substrat dann noch die Grunddüngung einarbeitet - sie sollte pro Quadratmeter aus 5 g N 8 g P und 10-15 g K bestehen.

Diese Angaben sind schwer mit nur einem organischen Düngemittel einzuhalten, deshalb habe ich zwei Varianten für euch vorbereitet:

Variante a) aus Schafmistpellets und Guanodünger

Betreffend des hohen Kali-Anteils würde am ehesten ein pelletierter Schafdünger hinkommen. Schafdünger hat etwa ein Verhältnis von 2N 2P zu 7-8K.

100 Gramm haben also 2 g Stickstoff, 2 g Phosphor und 8 g Kali. Wir brauchen etwas mehr.

Das würde bedeuten, man könnte pro Quadratmeter gut 100-200 Gramm pelletierte Schafdungpellets verteilen.

Wir geben also pro Quadratmeter in einen Eimer: 150 g Schafdünger (3g N 3 g P 12 g K). Da fehlt uns jetzt noch ein bisschen Stickstoff (N) und Phosphor (P).

Den Stickstoff könnten wir einfach durch Hornmehl hinzugeben, aber das hilft uns nicht, weil dann immer noch Phosphor fehlen würde. Phosphor könnte man wiederum durch Knochenmehl zusetzen, das ist aber aktuell schwer erhältlich.

Guano Dünger hat 6N 15P 10K.

Es sind also 15 Gramm Phosphor und 100 Gramm des Düngers enthalten. Uns fehlen noch etwa 5 g Phosphor, also reichen uns in etwa 33-35 Gramm. 35 Gramm Guanodünger hat folgende Inhalte: 2N, 5P, 3K

Wir geben also pro Quadratmeter in einen Eimer: 150 g Schafdünger (3g N 3 g P 12 g K) und 35 g Guanodünger (2N,5P,3K)

In dem Eimer sind jetzt also etwa 5g N, 8g P, und 15g K

Variante b) aus Schafmistpellets, Hornmehl und Knochenmehl.

Wieviel Schafsmistpellets wir brauchen, haben wir ja oben schon ausgerechnet. Für alle, die keinen Guano verwenden wollen (weil wir damit ja quasi Düngemittel aus anderen Ländereien entwenden), noch eine Alternative dazu.

Wir geben also pro Quadratmeter in einen Eimer: 150 g Schafdünger (3g N 3 g P 12 g K). Da fehlt uns jetzt noch ein bisschen Stickstoff (N) und Phosphor (P).

Knochenmehl ist nur noch schwer als Einzelpräparat erhältlich, ich habe aber noch einen Hersteller gefunden, bei dem Horn- und Knochenmehl gemischt angeboten wird, als NPK Dünger 6N+8P+2 K.

Etwa 50 Gramm, haben 3 g N, 4 g P und 1 g K – das passt gut für unsere Werte.

In dein Eimer kommen also pro Quadratmeter, 150 g Schafmistpellets, 50 g bereits gemischtes Horn- und Knochenmehl.

Bei den großen Mengen kann man schon eine alte Küchenwaage ausrangieren und als Gartenwaage benutzten. Oder man nähert sich an mit der Esslöffelmethode, die ja auch gern in der Küche angewendet wird. Auf 1EL passen etwa 15 Gramm.

Also pi mal Daumen, oder pi mal Löffel, 10 Löffel Mistpellets, 3 Löffel Horn- und Knochenmehl pro qm.

Auf dieses Beet können dann die Gurken gepflanzt werden.

Eine Alternative wäre die Hügelkultur, dabei wird etwa 15 cm Erde ausgehoben und dann stellt man kleine Strohballen in den Graben. Anschließend deckt man die herausstehenden Strohballen mit dem Aushub und etwa 1 Eimer Kompost pro Pflanzstelle ab.

Dieser Aufbau braucht dann aber trotzdem noch eine Grunddüngung, und die ist sehr hoch 50 g N, 40 g P, und 25-30 g K.

Düngeeimer, was kommt rein pro laufenden Meter:

Nehmen wir doch diesmal Rinderdung, pi mal Daumen in pelletierter Form sind das 2N 2P und 2K – gut auszurechnen.

1000 Gramm haben dann: 20 g N, 20 g P, 20 g K

Daraus ergibt sich, der größte Bedarf liegt noch beim Stickstoff und beim Phosphor, denn Kali haben wir „bald“ genug.

Weiter geht’s also mit dem Horn- und Knochenmehl NPK Dünger 6N+8P+2 K.

Uns fehlen noch etwa 20 g P, als sagen wir mal, wenn wir das decken wollen: 250 Gramm Horn- und Knochenmehl: 15 g N, 20 g P, 5 g K

Wir geben also in den Eimer: 1 Kg Mistpellets (20 g N, 20 g P, 20 g K) und 250 Gramm Horn- und Knochenmehl (bereits gemischt) ( 15 g N, 20 g P, 5 g K)

Und haben dann im Eimer folgende Nährstoffe (45 g N, 40 g P, 25 g K) Mir würde das persönlich dann reichen als Annäherung, wer die letzten 5 g N noch auffüllen möchte, gießt entweder mit Brennnesseljauche an oder gibt noch eine handvoll Hornspäne dazu.

Diese Mischung geben wir pro laufenden Meter unser Gurkenreihe, harken sie leicht ein und spülen dann mit richtig viel Wasser das ganze ein. Ziel ist, dass auch das Stroh darunter nass wird, auch unsere Nährstoffe wie der Stickstoff erreichen dann das Stroh, durchsetzen es, und machen eine Verrottung möglich. Letztendlich haben wir dann so etwas wie ein Mistbeet gebaut oder Laubbeet im Sinne von „warmem Frühbeet“.

Deswegen sollte man noch eine Woche warten, bis man die Gurkenpflanzen dann einsetzt.

Pflanzabstand von Gurken im Gewächshaus

Der Reihenabstand beträgt 100 cm, in der Reihe brauchen die Gurken 40-50 cm Abstand.

Gurken an Schnüren ziehen

Im Gegensatz zu Freilandgurken zieht man Gewächshausgurken eintriebig an Schnüren zur Decke. Dazu braucht man ein Gerüst, an dem die Gurken aufgehangen werden können.

Als erstes muss man links und rechts der Gurkenreihe je einen Pfahl einschlagen. Die Höhe entspricht der inneren Gewächshaushöhe – 15 cm. Damit man den Pfahl auch reinbekommt, muss man für den Pfahl ein Loch graben, denn sonst müsste man zuerst den Pfahl einschlagen und drum herum das Gewächshaus aufstellen.

Soweit so gut: Zwischen den beiden Pfählen muss ein Draht gespannt werden, am besten befestigt man diesen gar nicht direkt an den Pfosten, sondern schraubt auf der Oberseite des Pfostens nur eine Ringöse ein. Draht durchfädeln und dann unten mit einem Hering (ja,wie beim Zelt aufbauen), abspannen. Der Draht sollte also an beiden Seiten durch die Öse laufen und am Boden durch einen Hering befestigt werden.

Jetzt kommt der Trick, erst mal die Gurken einpflanzen. Dann nehmen wir Schnur und machen eine feststehende Schlaufe, damit die Schnur nicht unsere Gurke erdrosseln kann. Die Schlaufe kommt um die Gurke und wird am Wurzelhals der Gurke befestigt. Dann legen wir die Schnur von der Gurke über den gespannten Draht. Die Schnur baumelt jetzt also auf der anderen Seite des Drahtes herunter, als hätten wir ein Wäschestück zum Trocknen über eine Leine geworfen.

Das lose Ende muss jetzt an der „hochgeführten“ Seite befestigt werden. Man knotet wieder eine Öse um die Schnur, so dass man die Schnur damit straffen kann, oder eben auch Schnur nachgeben kann. Während die Gurke wächst, wird die Gurke immer wieder um die Schnur gelegt. Dadurch spannt sich die Schnur, damit nicht an der Wurzel gezerrt wird, muss man während des Wickelns und Wachsens der Gurke immer wieder Schnur nachgeben. Man sollte etwa 70cm „Reserve-Schnur“ behalten.

Schnitt von Hausgurken

Grundsätzlich: Geschnitten wird 2 cm über dem „letzten“ Blatt, das stehen bleiben soll.

Wer seine Hausgurke etwa Ende April einpflanzt, wird 3-4 Wochen später schon am Ende des Gewächshauses angekommen sein. Der obere Gurkentrieb muss dann gestutzt werden, aber nicht zu kurz. Die richtige Länge ergibt sich folgendermaßen: Die Gurke über den Spanndraht (lockerer Bogen) biegen und festbinden. Dann erst den überhängenden Trieb stutzen, also abschneiden.

Die ersten Fruchtansätze

Zuerst entwickeln sich so genannte Stammfrüchte, diese sitzen in den unteren 60cm der Pflanze und sollten früh entfernt werden. Danach entwickeln sich Seitentriebe der Gurkenpflanze.

Die Seitentriebe (1. Ordnung) sind so gewünscht, außer sie liegen in den untersten 30cm der Pflanze. Also alle 30cm über dem Boden rausguckende neuen Seitentriebe werden entfernt. Diese Triebe würden das Wachstum und die Entwicklung des Hauptriebes vermindern und lediglich am Boden für Chaos sorgen.

Wir ziehen also einen Gurkenstamm mit Seitentrieben ab 30cm Höhe, auch wenn wir uns über jeden Seitentrieb freue müssen wie diese Seitentriebe wieder stutzen. Gestutzt wird nach 2 weiblichen Blüten oder 2 Fruchtansätzen pro Seitentrieb. Wenn sich an einer Pflanze übermäßig viele Seitentriebe befinden, stutzt man zum Teil schon nach einer weiblichen Blüte oder einem Fruchtansatz.

An diesen Seitentrieben 1. Ordnung entwickeln sich aber weitere Seitentriebe 2. Ordnung (Wie bei einem Baum!). Die müssen auch gestutzt werden: Einerseits belässt man nur je 1 Trieb 2. Ordnung an einem Trieb 1. Ordnung, und auch nur den, der am nähesten am Hauptstamm wächst.

Ansonsten verfährt man genauso weiter, die Triebe 2. Ordnung werden auch nach einem oder zwei Fruchtansätzen gestutzt.

Wenn man das geschafft hat, entfernt man eigentlich nur noch gelbe Blätter, kranke oder missgebildete Früchte, Früchte die zu groß geworden sind (nicht hängen lassen!) und neue Triebspitzen, die sich entwickeln können.

Kopfdüngung bei Hausgurken

Die Kopfdüngung bei Hausgurken besteht ausnahmsweise nicht nur aus Stickstoff sondern auch noch aus Kali. Am besten verwendet man einen Flüssigdünger (NK-Dünger). Jede Woche bekommen die Pflanzen 2-3 Liter (pro Pflanze) von einer 0,3 % Nährlösung. (Oft stehen die Mischungsangaben auf den Flaschen, so etwas wie „..eine Kappe auf so und soviel Wasser..“).

Gießen von Gurken im Gewächshaus:

Da Gurken wirklich viel Wasser aufnehmen, muss man die Gurken im Gewächshaus sehr oft gießen, zwischen Mai und Juli benötigt man etwa 2-3 Liter pro Pflanze und Tag. Heutzutage kann man sich die Bewässerung von Tropfschläuchen und Bewässerungsuhren abnehmen lassen. Allerdings mögen Gurken kaltes Wasser nicht, also braucht man eigentlich einen Kübel, in dem das Wasser vorgewärmt steht und dann erst mit einer Pumpe gefördert wird. Alternativ, kann man auch (wenn man nicht zu viele Pflanzen hat) einen Schlauch vom Brunnen bis zum Gewächshaus oberirdisch verlegen, das Wasser wird dann sehr warm. Wie warm – muss man testen, bei uns wird es in der Sonne zu warm zum Gießen, so dass ich erst Wasser ablasse, bevor ich Gemüsekulturen damit gieße, denn es würde mir zum Duschen reichen. Eine schattige Verlegung wäre dann sinnvoller.

Ein Gießkübel zum händischen gießen (oder Pumpe) im Gewächshaus hat aber auch seine Vorteile, die Sonne erwärmt das Haus, das Wasser verdunstet im Gewächshaus und sorgt für eine hohe Luftfeuchtigkeit, die Gurken lieben. Die Luftfeuchtigkeit sorgt auch dafür, dass sich Spinnmilben nicht so gut verbreiten können. Deshalb lüftet man erst ab Innentemperaturen ab 28° Celsius.

Trotzdem sollten die Blätter und Stängel der Gurken im Gewächshaus nicht ständig nassgespritzt werden beim Gießen, denn das würde zu Pilzerkrankungen führen.

Um Sonnenbrand bei den Gurken zu verhindern, kann man das Gewächshaus schattieren mit Netzen oder mit einer Kalkbrühe einstreichen, die muss erneuert werden, wenn der Regen sie abgewaschen hat. Beim Umgang mit Kalk auf Schutzausrüstung (Handschuhe, Brille..) achten, denn Kalk ist alkalisch und dadurch ätzend.

Gurken im Frühbeet als Sommernutzung

Wer einen großen Frühbeetkasten hat, kann im Sommer Gurken darin anziehen. Allerdings muss man, weil der Raum so klein ist, den Kasten in der Nacht noch bis Mitte Juni mit Decken und Matten überdecken. Dadurch hält man die Temperaturschwankung klein. Gedüngt wird genauso wie sonst auch, eine Unterlage aus organischem Dung, ab der Standzeit von 4 Wochen regelmäßige Kopfdüngungen mit einem Stickstoff-Kali-Dünger.

Ich führe diesen Punkt auf, weil er ein kleines Mysterium der Gurken-Theorie umfasst: Das Stutzen der Gurken nach dem 4. oder 5. normalen Blatt.

Manche sagen, das muss man immer machen, andere, das bringt gar nichts. Manche denken, die Gurke trägt dann mehr Früchte, andere, die Gurke bleibt gesünder.

Das Entspitzen ist eigentlich nur für Gurken im Frühbeet interessant, weil die Gurke dann früher Früchte trägt. Wer keinen „Früherfolg“ benötigt, kann es auch einfach lassen. Überhaupt finde ich, die Kastengurke mit ihren Abdeckungen zu aufwendig für einen privaten Garten, in dem der Gärtner nicht nur Gurken hegen möchte.

Aber für alle, die die es trotzdem wollen:

Die Gurke bildet also gerade ihr 5. normales Blatt, dann schneiden wir den Trieb ab, und zwar so, dass noch 3 Blätter stehen bleiben. Es entstehen Seitentriebe 1. Ordnung, die werden wieder gestutzt und zwar über dem 4. Blatt. So geht es dann auch mit den Trieben 2. Ordnung weiter, wieder nach dem 4. Blatt abschneiden.

Fazit:

Ich wünsche euch viel Erfolg mit euren Gurken - und lasst euch nicht abschrecken. Auch Freilandgurken bringen einen tollen Ertrag, die Früchte sind unvergleichlich lecker und ein wahres Erlebnis, für all diejenigen, die Gurken nur aus dem Supermarkt kennen. Einfach mal ausprobieren!