Tomaten im eigenen Garten – Anzucht, Pflege und Ernte

Die zahlreichen Mangelerscheinungen, Krankheiten und Schädlinge, die die Tomatenpflanzen befallen können, und Gegenmaßnahmen sind hier beschrieben.

Mangelerscheinungen an Tomatenpflanzen

Aufrollende Blätter, auch Löffelblätter

Wer zuviel Dünger verteilt hat, erkennt das an den sich aufrollenden Blättern der Tomatenpflanzen. Bei zuvielen Nährstoffen und/oder Trockenheit rollen sich die Blätter auf. Als erste Maßnahme gilt es hier, ersteinmal nicht mehr weiter zu düngen und gleichmäßig zu wässern. Hilfreich kann der Einsatz von organischen Düngern sein, in der Regel wirken diese langsamer, beispielsweise Hornspäne oder Hornmehl zersetzen sich nach und nach und geben so langfristig den Stickstoff frei. Grundsätzlich können die Pflanzen im Bestand verbleiben und die Früchte verzehrt werden.

Gelb- oder Grünkragen an Tomaten

Eine rein optisch einschränkende Mangelauswirkung ist der gelbe Kragen, der sich rundlich um den Stielansatz an den Früchten bildet. Hier wird die Tomate nicht ansehnlich rot sondern bleibt grün bis gelblich. Dieses Symptom kann mehrer Ursachen haben: einerseits kann ein Kaliummangel vorliegen (hier kann Beinwelljauche oder ein wenig Holzasche helfen), andererseits aber auch ein Überdüngen mit Stickstoff als auch zu große Hitzeeinwirkung im Gewächshaus. Den gelben Kragen kann man also am Besten mit einem vollwertigen Tomatendünger, der möglichst verteilt gegeben wird, bekämpfen.

Blütenendfäule

Bekannt ist die Blütenendfäule an Tomaten, die auf einen Kalziummangel zurück zu führen ist. Im Besonderen tritt die Blütenendfäule bei Trockenheit auf. Bei einem normalen Gartenboden mit ausgeglichenem pH-Wert, ist eigentlich genug Kalk im Boden vorhanden, um die Pflanzen zu versorgen, aber wenn der Boden zu trocken ist, können die Wurzeln den benötigten Stoff nicht mehr aufnehmen. In der Regel liegt dann ein Boden vor, der eine starke Salzkonzentration aufweist (Kalium, Magnesium, Natrium, Ammonium); ist dann zu wenig Wasser vorhanden, kann die Pflanze kein Kalzium mehr aufnehmen.

Die Folge sind rund um den Blütenansatz bräunliche verhärtete Faulstellen an den Früchten. Diese Früchte kann man gleich entsorgen. Als Sofortmaßnahme sollte man dann beginnen, die Tomatenpflanze jeden Tag regelmäßig zu gießen bzw. den Boden auf ausreichende Feuchtigkeit zu prüfen. Kann man nicht sicherstellen, dass der Boden ausreichend Kalk enthält, kann man eine Handvoll Algenkalk vorsichtig einarbeiten. Das Gießen wird jedoch durch die zusätzliche Kalkgabe nicht ersetzt. Effektiv bei bereits bestehender Blütenendfäule kann auch mit Calcium-Blattdüngung gearbeitet werden. Vorbeugend für das nächste Jahr sollte man die Anbaufläche im Herbst oder Frühjahr für die kommende Saison auf den Nährwertgehalt und pH-Wert untersuchen lassen.

Aufgeplatzte Früchte

Falsches Gießen kann auch das Aufplatzen der Früchte zu Folge haben. Nehmen wir an, man fährt für eine Woche in den Urlaub und kann deshalb leider die Tomaten nicht gießen. Man kommt nach einer Woche zurück und wässert die Tomatem im Garten durchdringend. „Rechtzeitig“ denkt man sich noch, wo doch der Boden so ausgetrocknet war.

Leider danken es einem die Tomaten damit, dass ganze Wasser auch aufsaugen zu wollen. Die Tomaten quellen regelrecht auf und platzen.

Hellgelbe Blätter

Gelbe Blätter können bei einem Magnesiummangel auftreten, der tritt dann auf, wenn zuviel mit Stickstoff und Kali gedüngt wurde. Die Pflanze kann dann das Magnesium nicht mehr aufnehmen.

Bei sauren Sandböden tritt diese Erscheinung besonders häufig auf, diese Böden sollten vorher mit Kalk aufgebessert werden. Eine Bodenuntersuchung kann Aufschluss darüber geben, wieviel Kalk benötigt wird und ob ein zusätzlicher Magnesiumdünger, wie Bittersalz, notwendig ist. Zusätzlich nachdüngen sollte man nur nach einem Untersuchungsergebnis, denn wenn man einfach so „Bittersalz“ verstreut und es zu gut meint, könnten im nächsten Jahr dann Früchte mit Blütenendfäule das Ergebnis sein.

Krankheiten und Schädlinge

Um die Pflanzen zu schützen, sollten jährlich die Stäbe und Anbindematerialien vor dem Einsatz gründlich desinfiziert werden. Dazu Tomatenstangen aus Metall mit Wasser und Spülmittel abbürsten und anschließend mit Ballistol abreiben. Ballistol schützt vor Rost, ist biologisch abbaubar und sogar als Hautpflegemittel nutzbar.

Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans)

Die häufigste Erkrankung an Tomaten ist die Kraut- und Braunfäule. Sie entsteht bei zu hoher Luftfeuchtigkeit, wenn man die Blätter „ausversehen mitgießt“ oder wenn es ständig regnet. Der beste Schutz vor Braunfäule besteht aus einem Dach. Das kann ein Dachüberstand sein oder ein Foliendach. Diese Konstruktion benötigt keinerlei Wände, wie ein Gewächshaus und es reicht auch Folie zu verwenden.

Die Früchte, die mit dem Pilz befallen sind, haben bräunlich-schwarze Stellen und sind nicht mehr zum Verzehr geeignet.

Tomaten mit Kraut- und Braunfäule

Tomaten mit Kraut- und Braunfäule

Auch Kartoffeln können von dem Pilz betroffen sein, deshalb sollte zwischen dem Kartoffelacker und dem Tomatenbeet möglichst viel Platz liegen.

Im Handel sind kupferhaltige Präperate erhältlich, die durch Spritzen aufgebracht werden können - nach Möglichkeit sollte jedoch die Bedachung vorgezogen werden. Es gibt auch einzelne Tomatenhauben aus Folie, die vor zuviel Feuchtigkeit schützen - diese sollte man bei gutem Wetter ruhig anheben um gründlich zu lüften.

Frucht- und Stängelfäule (Didymella lycopersici)

Das erste Anzeichen für die Stängelfäule sind schwarze Stängel dicht über dem Boden. Die Blätter der Pflanze werden gelb und welk und die Früchte beginnen zu verkümmern. Wie auch bei der Braunfäule tritt dieser Pilz bei feuchtem Wetter auf. Samen können bereits mit dem Pilz infiziert sein.

Auf leichten Böden tritt der Pilz seltener auf, außerdem sollte man darauf achten, rechtzeitig auszugeizen. Die Frucht und Stängelfäule tritt im Besonderen dann auf, wenn der Erreger über Verletzungen vom Ausgeizen oder durch Einschnürungen vom Anbinden in das Gewebe eindringen kann.

Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani)

Auch eine Pilzerkrankung, die allerdings bei trockener und warmer Witterung auftreten kann. Erkennen kann man sie an den rundlichen gräulichen Flecken auf den Blättern. Zunächst sind meist die unteren Blätter betroffen, später breitet sich der Pilz über die gesamten Blätter aus. Erkrankte Blätter sollte man deshalb möglichst schnell entfernen und nicht auf den Kompost geben.

Echter Mehltau (Oidium neolycopersici)

Mehltau ist an den weißlichen Flecken auf den Blättern und Stengeln zu erkennen, auch der Mehltau ist eine Pilzerkrankung. Echter Mehltau tritt im Besonderen bei feucht-warmen Wetter auf. Infizierte Blätter sofort entsorgen, nicht kompostieren.

Thripse (auch Gewittertierchen genannt)

Werden etwa 2 mm groß und legen Eier in das Gewebe der Tomaten (aber auch andere Gemüsesorten können betroffen sein!). Erkennen kann man den Befall an kleinen weißen Flecken auf den Blättern und Sprenkeln auf den Früchten. Außerdem kann man bei genauerem Hinsehen schwarzen Kot auf den Blättern feststellen. Eindeutig kann man den Befall mit Blautafeln feststellen. Biologisch können die Thripse mit Raubmilben und Florfliegenlarven bekämpft werden.

Blattläuse

Blattläuse finden auch Tomaten zum anbeißen schön, neben Präparaten aus dem Gartenfachmarkt kann man sie gut durch Abstreifen mit einem feuchten Tuch entfernen. Außerdem bietet es sich an, die Tomaten regelmäßig mit Schachtelhalmbrühe prophylaktisch zu gießen. Durch den hohen Kieselsäureanteil können damit gegossene Pflanzen starke Zellwände ausbilden. Bei Blattlausbefall auch auf Rostmilben (siehe unten) achten.

Tomatenrostmilbe

Ein rötlich brauner, wie abgepuderter, Schleier legt sich über die Früchte und nimmt schnell zu. Die Stengel der Haupttriebe werden gelb bis bräunlich und die Blätter ebenso. Der Lebenszyklus einer Milbe dauert nur etwa 7 Tage, dadurch vermehren sich die Milben sehr schnell.

Wer Anzeichen für die Tomatenrostmilbe erkennt, sollte die ganze Pflanze schnellstmöglich entsorgen, auf keinen Fall auf den Kompost geben. Oft reisen die Rostmilben auf Blattläusen, deshalb sollte man bei Blattlausbefall auch auf Rostmilben prüfen.

Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae)

Diese Fliege legt ihre Eier auf den Blättern der Tomatenpflanze ab und nach dem Schlüpfen graben diese Gänge in das Blattgewebe der Tomaten. Im Besonderen in Gewächshäusern bietet sich der Einsatz von Schlupfwespen zur Bekämpfung an. Erkennen kann man betroffene Blätter daran, dass Teile der Blätter wie Pergamentpapier erscheinen. Davon können die Blattränder betroffen sein als auch das innere der Blätter. Die papierartigen Flecken haben eher rundliche Kanten. Oft sieht man auch richtige Gänge, die sich hell auf den Blättern abzeichnen.

Biologisch kann man Schlupfwespen als Bekämpfungsmittel einsetzen.

Tomatenminiermotte (Tuta absoluta)

Als adultes Insekt ist die Tomatenminiermotte ein grau brauner, unscheinbarer Falter von nur ewa 6-7 mm Länge. Die Tomatenminiermotte legt ihre Eier in Blüten und an jungen Fruchtständen ab. Die Larven fressen die jungen Triebe und Früchte, wodurch oft Pilzkrankheiten Tür und Tor geöffnet ist. Bekämpft werden kann die Tomatenminiermotte mit Schlupfwespen oder Raubwanzen.

Gemüseeule oder Tomatenmotte

Ein Nachtfalter, dessen Raupen sich in Tomaten- und Paprikagrün fressen; die Raupen werden etwa 4 cm lang und sind grün oder hell-braun mit einem gelben seitlichen Streifen. Auf den grünen Körperteilen sind kleine schwarze Punkte (Warzen) zu erkennen. Behaart ist die Raupe nicht.

Findet man Raupen auf den Pflanzen kann man sie absammeln und je nach gärtnerischer Duldsamkeit auf Brennesseln in der Umgebung übersiedeln.

Schützen kann man Tomatenpflanzen im Besonderen durch Insektenschutznetze, wenn man nicht in einem besonders befallenen Gebiet wohnt und mehr als ein paar Tomaten anbauen möchte, ist der Aufwand durch das wöchentliche Ausgeizen jedoch eher als hoch zu bewerten.

Fazit

Ja, die Liste der Pilze, der tierischen Schädlinge und der Mangel- und Überdüngungssymptome ist sehr lang und nicht Mal vollständig. Denn es gibt ja auch noch Spinnmilben und das Mosaikvirus...

Aber: Grundsätzlich sollte sich niemand von obiger Liste abschrecken lassen; in einem schönen Sommer, unter einem Balkon- oder Dachüberstand sind Tomaten eigentlich mit recht wenig Aufwand zu kultivieren. Probiert es ruhig aus! Am häufigsten und wahrscheinlichsten ist wirklich die Kraut- und Braunfäule und die lässt sich eben schon durch Standortwahl oder ein zusätzliches Dach doch sehr einfach vermeiden.

Der Geschmack von Tomaten aus dem eigenen Garten ist umwerfend – es lohnt sich, denn der entgegenstehende Aufwand hält sich tatsächlich in Grenzen - ehrlich!