Der Schneckenreport – Pflanzen, die Schnecken nicht mögen
Schnecken sind wählerischer, als man denkt. Es gibt eine Vielzahl von Stauden und Blumen, die Schnecken nicht essen. Ein blühender Garten ist auch ohne Schneckenkorn und Bierfalle möglich! Probiert es selbst!
Falls Sie sich weniger für das langatmige Schwafeln über anderer Leute Gärten interessieren (und ich habe mich schon kurz gefasst!), sondern eher an knallharten Fakten interessiert sind: welche Pflanzen kann ich denn in meinen stark von Schnecken frequentierten Garten pflanzen, ohne dass sie von ihnen aufgefressen werden?
… dann überspringen sie einfach alles: Am Ende finden Sie eine Liste schneckenresistenter Pflanzen – ohne Schnickschnack, alphabetisch geordnet unter ihren gebräuchlichsten Bezeichnungen.
Damit auch alle, die Interesse daran haben, meine Beobachtungen nachvollziehen können, fange ich am Anfang an und beschreibe den Garten, den ich übernommen habe, seine Licht, Wasser- und Bodenverhältnisse und meine Pflanz- und Blüh-Erfolge und Niederlagen.
Viel Erfolg und Freude!
Über die Boden- und Wasserverhältnisse in meinem Garten
Seit ein paar Jahren habe ich einen kleinen Garten in Brandenburg, genauer gesagt im Süden von Brandenburg. Und das heißt, es ist eher ein trockener Garten: Unter einer ziemlich dünnen, sandigen Mutterbodenschicht liegt der riesige brandenburgische Sandkasten. Es regnet relativ wenig und selbst nach einem Sturzregen, wenn du meinst, jetzt sei eine günstige Gelegenheit, deine jungen Pflänzchen aus dem Topf in die Erde zu bekommen, ertasten deine Finger schnell wieder staubige Erde: Das Wasser ist einfach in atemberaubendem Tempo quasi im Sande verlaufen…
Und trotzdem Schnecken? Oh, ja!
Über das Grundstück und die Lichtverhältnisse
Das lange, schmale Grundstück wird dominiert von drei großen, über dreihundert Jahre alten Eichen und einer ebenso großen Weymouthkiefer. Vom Nachbargrundstück her beteiligen sich weitere alte Bäume an der Schattenspende, noch mehr Eichen, Kiefern, eine riesige Eibe, eine beeindruckende Thuja-Wand und Rhododendren, die sich durch den Zaun schieben.
Und an beiden Straßenseiten natürlich eine Hecke aus Tannen nebst hohen Forsythien, Weigelien, Bauernjasmin und Kolkwitzien.
Das ist alles auch sehr schön. An einem heißen Sommertag tritt man durch das Gartentor und atmet auf: Es ist plötzlich merklich kühler und so wohltuend grün-schattig, dass man sich sofort in eine anderer Welt versetzt fühlt.
Und das finden eben auch Schnecken gut. Überall finden die Schnecken schattige Plätzchen, neben alten Blumentöpfen und Steinen, auch stützende Mauern aus Betonpflanzsteinen und alte Laubreste, überall wunderbar geschützte Eingänge zu ihren dunklen Kinderstuben.
Deshalb: Geduld! Es geht hier tatsächlich um schneckenresistente Pflanzen.
Als wir das Haus und also auch den Garten im Herbst besichtigten und dann auch schnell kauften, ahnte ich davon noch nichts. Die Bäume und Büsche waren zum größten Teil kahl, der Garten lag unter einer dicken Eichenlaubdecke, an manchen Stellen kniehoch. Einen kleinen Baum konnte ich wegen des einzigen roten Apfels, den er noch trug, eindeutig identifizieren – ansonsten wollte ich mich überraschen lassen und hegte im Geheimem große Pläne.
Meine Pflanzungen im Garten & meine Erfahrungen mit den vermehrungswilligen Schnecken.
Bevor ich von den gefräßigen Schnecken wusste: Der erste Frühling in meinem Garten
Kurz nachdem wir einzogen, fing es an zu schneien, so dass uns noch eine Gnadenfrist blieb, bis wir die Eichenblätter in unzähligen Plastiksäcken verstauen und zur Deponie fahren durften. Mehrmals. Dann sah es erst einmal ziemlich kahl aus und es juckte mir in den Fingern, die viel zu früh angebotenen Blumen in den Garten zu holen. Die wenigen Schneeglöckchen und Krokusse plante ich gleich zu prächtigen Frühlingswiesen auszudehnen.
Tulpen waren auch viel zu wenige da, aber der April ist ein großartige Monat: Der weiße Flieder duftete, auf den Wiesen wucherte der Löwenzahn, Schleifenblumen und Vergissmeinnicht blühten, mehrere Liebstöckelpflanzen schoben sich aus unwirtlichen Betonkübeln. Zitronenmelisse, Oregano, die Erdbeeren, die sich eng an eng in eins der hinteren „Gemüsebeete“ schmiegten, zeigten nun auch schon die ersten Blüten, die kräftigen Triebspitzen, die sich überall aus der Erde schoben, erkannte ich bald als Funkien, vielblütige Weißwurz und Maiglöckchen!
Der mickrige Johannisbeerstrauch trug kleine, grüne Früchte und ich fand heraus, dass die rötlich-braunen Pflanzen daneben Heucheras (oder Purpurglöckchen) waren und die anderen Kleinen gleicher Farbe, die schnell hellblaue Blüten zeigten, kriechender Günsel.
Es gab kleine, weiße und dunkellila Veilchen, ein gelber Ranunkelstrauch löste die Forsythien ab, ein Rhododendrum japonicum blühte rosa, der Kirschlorbeer entfaltete seine weißen Puschelblüten.
Wie ich eine einzige Lupine retten konnte und was überhaupt nicht gefressen wurde
Ich pflanzte bunte Primeln und dunkellila Hornveilchen, zwei Heidelbeersträucher, die sich dann doch als Wein herausstellten - schlecht, ohne Brille einzukaufen - Akelei, Salbei, Rosmarin, Lavendel, rosa Bellis, dunkelrote Stiefmütterchen, eine rosarote Clematis und tränendes Herz. Großartig!
Und dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und kaufte Lupinenpflänzchen! In meinem Garten im Allgäu hatten zwei Meter hohe Lupinenstauden – wirklich! - in allen Farben den Vorgarten gefüllt, das wollte ich nun auch wieder haben.
Das Schöllkraut und die weißen Taubnesseln blühten ganz von alleine und selbst das frisch eingepflanzte tränende Herz fing schon nach kurzer Zeit an, Blütenstände zu präsentieren. Ich pflanzte Große Knotenblumen, eine Bergenie und Mohn in meinen „Waldgarten“ am Ende des Grundstücks, beobachtete die ersten Topinamburpflänzchen, die sich aus dem Boden schoben, entdeckte eine weiße Anemone und etliche Blätter, die ich noch nicht identifizieren konnte.
Und wartete froh auf meine Lupinen. Die Warterei wurde mir erleichtert durch die Entdeckung, dass in einem Beet unzählige rosa und lila Akeleien wuchsen und dass sich die eher unansehnliche grün-graue Matte, die aus einem der Betonsteine herauswuchs, sich mit kleinen, blaulila Blüten bedeckte und als Teppichphlox zu erkennen gab. Und im vorderen Teil des Gartens, neben dem zweiten Apfelbaum – die frischen Blätter ließen mich ihn doch noch erkennen – waren tatsächlich mehrere Pfingstrosen mit dicken Knospen und die schmalblättrigen Pflanzen brachten auch endlich lila Blüten hervor, so dass ich nach längerer Recherche feststellen konnte: das sind Dreimasterblumen! Und dann blühte die erste Lupine zartrosa inmitten der Akeleien und Fingerhut gab es auch!
Der Rhododendron vom Nachbarn war eine helllila Explosion, meine dunkelroten Weigelienblüten weckten Kindheitserinnerungen, der wilde Wein am Sichtschutz war saftig grün und glänzend, zwischen den Sedums blühten kleine Glockenblumen, hinterm Haus entpuppten sich die flaumblättrigen Pflanzen als Flockenblumen und die ersten, hier von mir gesäten, Erbsen streckten schon ihre kleinen Greifärmchen aus. Selbst der kleine Stachelbeerstrauch trug ein paar Früchte, die Funkien entfalteten sich prächtig, die Hortensien zeigten die ersten Blütenknospen und die ersten Bartnelken tauchten auf.
Und dann kamen die Schnecken: Sie hatten es sofort auf meine Lupinen abgesehen. Und obwohl ich den Kampf mit ihnen aufnahm, mehrmals täglich kontrollierte und jeden Angreifer entschlossen weit weg - also mindestens fünf Meter – von meinen Lupinen schleuderte, erlagen wir der Übermacht. Zuerst fiel ein Blütenstengel, dann der zweite, die zarten Blätter wurden nach und nach verspeist, zurück blieben jämmerliche Reste, Lupinen-Ruinen… Furchtbar.
Im nächsten Jahr versuchte ich es dann mit eigener Anzucht, aber obwohl relativ viele Samen keimten und ich die kleinen Töpfchen dann auf der Terassenmauer eifersüchtig bewachte, wurden die kleinen Lupinen dann irgendwann doch von den Schnecken erwischt. Eine Einzige Habe ich dann in den „Schottergarten“ umgesiedelt und dort, mittendrin, also möglichst weit weg von Grasrändern und irgendwie schattigen Unterschlüpfen, wo Schnecken hätten lauern können, wächst sie tatsächlich. Nicht groß, nicht üppig – doch trotzdem täglich mit freudigem Staunen begrüßt.