Der Schneckenreport – Pflanzen, die Schnecken nicht mögen
Es gibt gravierende Unterschiede der Anfälligkeit von Pflanzen für Schneckenfraß, eine davon ist die sortenbedingte Anfälligkeit, aber auch die Pflanzqualität und das Alter der Pflanzen spielt eine Rolle.
Unkomplizierte schneckenresistente Pflanzen und die Auswirkungen der Pflanzenqualität
Warum man als schneckengeplagter Gärtner besonders auf die Pflanzenqualität achten sollte
Es gibt ein erstaunliches Phänomen bei den Schnecken, dass ich ja schon bei den Funkien erwähnt habe: Sie riechen offenbar meilenweit, wenn man eine bedauernswerte, schwache Gartencenterpflanze ausgepflanzt hat. Egal, ob sie einfach leichte Beute wittern oder auch als aufopfernde Ordnungskräfte agieren, so schnell kann man gar nicht gucken, wie die angeschlagenen Pflänzchen verschwinden. Auch bei selbst gezogenen suchen sie sich einzelne heraus – der Rest daneben wächst einfach unbehelligt weiter.
Ganz traurig war das auch mit den Mini-Dahlien, die ich im ersten Sommer erstand. Verliebt photographierte ich die rosafarbenen und roten Blüte, die inmitten ihrer prallen, dunkelgrünen Blätter doch so gesund wirkten. Doch das Glück hielt nicht lange. Schon beim nächsten Rundgang war nicht mehr viel von ihnen zu sehen, da half kein Schneckenweitwurf, kein „ich-rette-sie-mal-auf-die-Terassenmauer“ - sie wurden radikal verspeist.
Dabei gehören Dahlien schon immer zu meinen Lieblingsblumen.
Wieder einmal suchen mich wehmütige Erinnerungen an meinen Garten im Allgäu heim, wo ich wahre Hecken von Dahlien hatte, alle Größen, Formen, Farben, so viele, dass ich ohne schlechtes Gewissen permanent dicke Sträuße für mich und zum Verschenken pflücken konnte – und man sah es gar nicht. Je mehr ich pflückte, um so mehr strengten sich die Dahlien an, noch mehr Blüten hervorzubringen…
Im zweiten Jahr meines brandenburgischen Gartens plante ich also eine Wiederholung dieses bildschönen Schauspiels.
Aber da hatte ich meine Rechnung ohne die Schnecken gemacht.
Zuerst wunderte ich mich, dass die Zeit verstrich und nichts da erschien, wo ich es doch erwartete. Da grub ich nach und entdeckte eklige, kleine, graue Schnecken, die es nicht einmal abwarten konnten, sich an den Blättern und Blüten gütlich zu tun, sondern sich gleich an den Knollen bedienten. Unfassbar! Die letzten Knollen rettete ich in große Kübel und sie wuchsen auch, bekamen Blätter, die Schnecken kamen, flogen durch den Garten, kamen wieder zurück, wurden wieder geschmissen usw. Mehr als eine ziemlich gerupft aussehende Grünpflanze kam so nicht zustande. Ich habe es dann gelassen.
Langsam begann in mir die Erkenntnis zu dämmern, dass man sich vielleicht besser doch an das hält, was quasi von alleine wächst oder zumindest eindeutig signalisiert: hier bin ich richtig! Denn man könnte nicht sagen, dass Dahlien unter Garantie gefressen werden, am richtigen sonnigen Standort, im Garten meiner Tochter wachsen die Dahlien prächtig, und das obwohl es dort auch tausende Schnecken gibt.
Es bleibt also nur, sich damit abzufinden, was zum eigenen Garten, den Boden und den Lichtverhältnissen passt.
Die ganz unkomplizierten Wildpflanzen
Roter Klee ist auch hübsch, Habichtskraut gibt es in gelb und orange, ein Ehrenpreisteppich steht in nichts irgendwelchen gezüchteten Pflanzen nach und das Johanniskraut lockt mit seinen gelben Blüten so viele Bienen an, auch wenn es uns in unserer Verblendung zunächst als zu unauffälliges „Unkraut“ erscheint. Genau wie das Schöllkraut, dass sich einfach in jeder vergessenen Ecke wohlzufühlen scheint oder die Nachtkerzen, die den Garten immer mehr und mehr erobern. Und wenn man an einigen Stelle große Stauden möchte, kann man ruhig die Goldruten stehen lassen, die ja wie durch Zauberhand überall erscheinen.
Und alle werden von den Schnecken gänzlich übersehen.
Meine resistenten Lieblinge
Habt ihr es schon einmal mit Phacelia probiert? Eigentlich zur Gründungspflanze degradiert und zum Untergraben herabgewürdigt, zeigt sie doch exotisch aussehende blaue Blüten – und keine Schnecke kam bei uns je auf die Idee, mal rein zubeißen.
Der unauffällige Frauenmantel, der jeden Regentropfen so spektakulär präsentiert oder das getüpfelte Lungenkraut, das schon so früh mit seinen rosa, dann blauen Blüten den Frühling anzeigt – bei uns im ersten Jahr lange unentdeckt, da von alten Eichenblättern getarnt, sie alle sollte man ebenso wertschätzen, wie die Farne.
Oder, wenn man ganz auf Nummer sicher gehen will, die Geranien. Wegen ihres doch ziemlich penetranten Geruchs hatte ich immer einige Vorbehalte gegen sie gehabt. Als ich sie dann aber wegen der Schnecken und der Trockenheit doch versuchte, war ich angenehm überrascht – und entschuldige mich hier offiziell bei ihnen: Es sind großartige Pflanzen. Sie gedeihen in Trockenheit, sie blühen auch unter schlechten Lichtverhältnissen grellbunt und nachdem ich herausgefunden habe, dass sie sich trotz meiner Schludrigkeit wunderbar in der Speisekammer überwintern lassen und es dazu mehr als kinderleicht ist, aus ihnen über die Stecklingsvermehrung neue Pflanzen wachsen zu lassen, bekomme ich immer mehr davon.
Einzig bei ihnen kann ich verstehen, dass die Schnecken bei ihnen die Nase rümpfen und weitergehen. Sie gehören nach wie vor zu den Pflanzen, die ich nicht so gerne anfasse, weil ihr starker Geruch … obwohl … wenn ich so darüber nachdenke, so schlimm finde ich ihn eigentlich gar nicht mehr …
Zu den Pflanzen, die sich bei uns nicht ganz zu den Schönheiten entwickeln, die sie eigentlich sein könnten, gehört auch der Gilbweiderich. Ebenfalls von den Schnecken links liegen gelassen breitet er sich im „Waldgarten“ immer mehr aus und erhellt das Dunkel mit seinen gelben Blüten.
An einer Stelle, unter der Kletterrose, (…, dass Schnecken keine Rosen mögen hatte ich wegen der Stacheln ja schon erwartet - andererseits klettern sie auch Himbeeren hinauf …) wachsen sogar quirlständige Sonnenaugen, zwar mehr feingliedriges Laub als gelbe Sonnenblüten, aber immerhin - und auch diese unangetastet.
Bei den Kokardenblumen bin ich mir nicht sicher. Ich kaufte große, schöne Exemplare und pflanzte sie an den Rand der „Sträucherwiese“. Es ging auch ganz gut, die Schnecken nahmen ab und zu mit einem kleinen Häppchen vorlieb, das war zu verkraften. Aber irgendwann verschwanden auch die Kokardenblumen auf mysteriöse Weise und tauchten nie wieder auf.
Irgendetwas Unheimliches geht auf diesem Randstreifen vor sich, was ich nicht ergründen kann. Es ist mein „Bermuda-Dreieck“, ein Ort, der fast alle Pflanzen auf nimmer-wiedersehen verschlingt. Die Grasnelken: hingepflanzt, geblüht, von Schnecken gemieden – und: weg!
… Die Phlox, die ich aus meinem extrem trockenen „Schotterbeet“ retten wollte: mühsam ausgegraben und umgepflanzt und: weg! Dabei hatte ich mir so sehr ein zweites, besseres Leben für sie gewünscht. Im trockenen „Schotterbeet“ gediehen sie trotz vielen Gießens nicht wirklich gut. Nur die alten Pflanzen im „Waldgarten“ und ein paar, die ich in die eigentlich viel zu engen Betonsteine gepflanzt habe, machen sich wider Erwarten wirklich prächtig. Ich hätte ihren süßen Duft nur gerne näher an meiner Nase gehabt, wenn ich z. B. in meiner Bohnenlaube vor der Haustür sitze und lese. Trotzdem besuche ich sie natürlich gern am Abend, nehme eine Nase voll und ab und zu pflücke ich sogar einen Blütenstiel, um sie neben dem Sofa riechen zu können.
Erfreulicherweise teilen die Schnecken meinen Geschmack nicht, merkwürdige kleine Wesen.
Zuverlässige Gartenbewohner, die mit Schnecken klar kommen
Ich möchte die traurige Liste der vermissten Pflanzen hier gar nicht weiter aufführen und stattdessen einmal die lobend erwähnen, die blieben – und denen auch die Schnecken, trotz super Lebensbedingungen nicht den Garaus gemacht haben: die Akeleien, Bartnelken, Frauenmantel und die auch schnell übersehene große fette Henne. Eigenartigerweise wirken ihre dicken, saftigen Blätter auf die Schnecken nicht appetitanregend, sie wachsen still und oft unbeachtet vor sich hin und überraschen dann doch noch mit rosa-roten Blütendolden. Auch an den trockensten Stellen bleiben sie am Leben und fordern nichts.
Ähnlich anspruchslos schienen auch meine orientalischen Lilien zu sein, die mehrere Jahre lang das „Schotterbeet“ schmückten. Ihre großen Blütenkelche leuchteten knallgelb und orange. Erst später setzten nicht die Schnecken, sondern kleine, braune Käfer ihnen mehr und mehr zu und im letzten Jahr kamen sie einfach nicht wieder.
Weitaus zuverlässiger ist da die Rudbeckia, ähnlich kleinen Sonnenblumen sind sie sehr genügsam, was Wasser und Licht angeht und wenn man ihre Blätter und Stiele anfasst, kann man sich schon vorstellen, wie eine kleine Schnecke schreit: Nein, das ess' ich nicht! Das kratzt!. Vielleicht sind sie auch Feinschmecker oder halten sich streng an eine besondere Diät?