Kohlrabi - Anbau und Pflege
Monate lang frischen Kohlrabi aus dem eigenen Garten genießen
Kohlrabi – Knolle, Rübe oder Sprosse?
Da der Kohlrabi eigentlich die „Knolle“ bezeichnet, zumindest umgangssprachlich, sollte man sich auch fragen, was ein Kohlrabi überhaupt ist. Es handelt sich bei der Verdickung um eine oberirdische Sprossachse bzw. Sprossknolle.
In Mondkalendern wird deshalb der Kohlrabi auch den Wasserzeichen oder Blattzeichen zugeordnet und nicht den Erd- bzw. Wurzelpflanzen.
Kohlrabisorten: Mehr als nur ein buntes Kleid.
Es gibt Kohlrabi in hellem Grün und in einem bläulichen Lila – die beiden Varianten haben aber nicht nur ein anderes Kleid, sie haben auch unterschiedliche Eigenschaften. Grüner Kohlrabi wächst etwas schneller und eignet sich daher für die frühesten Aussaaten am besten. Sein lila Kollege wird dagegen weniger schnell groß, verholzt dafür aber auch weniger schnell.
Bei beiden Sorten kann man übrigens die Blätter mitnutzen, also aufessen, in alten Gartenbüchern wird sogar teils gescherzt, man könne die Knolle ruhig ans Vieh verfüttern, der eigentliche Vitamin- und Geschmackspunkt wären so oder so die Blätter.
Ansonsten kann man in etwa vier Typen von Sorten unterscheiden, geeignete Sorten für den ganz frühen Anbau im geheizten Gewächshaus oder gepacktem Frühbeet, schnellwachsende Frühsorten für das Freiland, und robuste blaue Sorten für den Sommer, sowie Herbstsorten, die für die Einlagerung (Keller) bestimmt sind. Für die meisten sind frühe Freilandsorten und robuste blaue Sommersorten interessant.
Sehr früher Kohlrabi, für den Anbau in Kästen und unter Folie
Sehr früher Kohlrabi muss schon im Januar in einem beheizten Gewächshaus ausgesät werden um dann Ende Februar bis Anfang März in ein gepacktes warmes Frühbeet gepflanzt zu werden. Diese Jungpflanzen kauft man am besten beim Berufsgärtner.
Ab Mitte März kann man gekaufte Jungpflanzen auch unter Folie im Freiland pflanzen, wenn es die Witterung zulässt. Der Boden sollte schon abgetrocknet und leicht erwärmt sein. In klimatisch sehr günstigen Lagen kann man auch schon ab Mitte März im Freiland pflanzen.
Nach dem Pflanzen braucht der Kohlrabi noch zwischen 6 und 8 Wochen, um sich erntereif zu entwickeln. Dementsprechend kann man ab Ende April mit den ersten leckeren Kohlrabiknollen rechnen. Insgesamt braucht die Kohlrabikultur zwischen 45 und 130 Tagen, je nach Sorte.
Beispielsweise die Sorte Frühweiß, die in Frühbeeten, Gewächshäusern und unter Folie kultiviert wird, benötigt nur 45-55 Tage – aber sie neigt auch zum Platzen im Freiland. Der riesige Kohlrabi „Gigant“ ist eine Lagersorte, die gut 130 Tage braucht, dafür auch Knollen mit bis zu 2-3 kg ausbildet und dabei noch gut lagerfähig ist. Die beliebten Sommersorten wie „Delikatess Weißer“ und „Delikatess Blauer“ liegen zeitlich im Mittelfeld, mit 60-70 Tagen Kulturführung. Auch die Sorte „Blusta“ die in etwa im April schon im Freiland gepflanzt werden kann, benötigt eine Zeitspanne von rund 50-60 Tagen.
Früher Kohlrabi aus „dem kalten Frühbeet und Freiland“
Diese Kohlrabipflanzen kann man sich leichter selbst anziehen, braucht jedoch trotzdem einen Frühbeetkasten. In diesen wird von Ende Februar bis Mitte März eingesät. Umgepflanzt werden kann dann ab Mitte April direkt ins Freiland.
Geeignete Sorte z. B. „Kohlrabi Lanro“ oder „Knaufs Frühweiß“
Gartentipp: „Blauer Kohlrabi ist weniger anfällig für Schädlinge, deshalb nur die frühesten Sorten in hellem Grün wählen und später „blau machen“!
Kohlrabi aus kompletter „Freilandhaltung“ ab Ende März
Wer keinen Frühbeetkasten hat und keine Pflanzen zukauft, kann ab Ende März damit beginnen, im Freiland auf Saatbeeten Kohlrabi einzusäen. Je nach klimatischen Bedingungen sollte man bis Anfang April, Mitte April damit warten. Gepflanzt werden kann dann etwa Mitte Mai.
Geeignete Sorte z. B. „Kohlrabi Lanro“ oder „Knaufs Frühweiß“
Kohlrabi das ganze Jahr – ab Ende März/Anfang April bis Mitte/Ende Juni , alle zwei Wochen aussäen
Wie bereits gesagt, ab Ende März vertragen die Kohlrabisamen in aller Regel die Witterung im Freiland. Wer jetzt etwa alle zwei Wochen ein paar Kohlrabis aussät, kann das ganze Jahr Kohlrabi ernten.
Am besten sät man dazu wirklich in Saatbeete ein, denn sonst hat man viele Reihen im Gemüsebeet, mit kleinen Pflanzen, die ihren Standraum noch nicht ausnutzen können.
Geeignete Sorten z. B. Blusta ist sehr empfehlenswert als späte Frühsorte, kurz danach kann es mit der Sorte „Blauer Delikatess „ weitergehen.
Herbstnutzung von Gewächshäusern
Wer ein Gewächshaus zur Verfügung hat und es im Herbst noch nutzen möchte, sollte nochmal Ende Juli im Freiland ein paar Kohlrabi im Saatbeet anziehen. Diese können Ende August/ Anfang September ins Gewächshaus umgepflanzt werden.
Herbstsorten = Lagersorten
Lagergemüse braucht seine Zeit, so auch der Herbstkohlrabi. Wer im Keller in Mieten und auf Regalbrettern Kohlrabi über den Winter bringen möchte, muss sich für eine solche Herbstsorte entscheiden. Mitte April bis Anfang Juni müssen diese Sorten gesät werden, was einem Umpflanztermin von Ende Mai bis Anfang Juli entspricht. Wer nicht einlagert, vergisst die Herbstsorten einfach ganz schnell.
Bodenansprüche des Kohlrabi
Das wichtigste Kriterium ist eigentlich, dass in den Jahren zuvor möglichst kein anderer Kohl dort gestanden hat. Wenn es sich der Kohlrabi aussuchen könnte, würde er wohl am liebsten in einem mittleren, leicht erwärmbaren Boden mit hohem Humusgehalt wachsen. Er gehört nicht so richtig zu den Pflanzen der ersten Tracht und braucht dementsprechend keine frische organische Düngung.
Erst ab einem pH-Wert von 6,0 sollte man das Kohlrabibeet kalken, damit ist Kohlrabi, an anderem Gemüse bewertet, recht säure-verträglich.
Düngen von Kohlrabipflanzen
Kohlrabi braucht weniger Aufmerksamkeit als seine blättrigen Brüder und Schwestern (Wirsing, Rotkohl, Weißkohl...), aber auch er freut sich über Kopfdüngergaben. Am besten gibt man vor der Pflanzung einen Langzeit- Stickstoffdünger - wie Hornmehl und Hornspäne - und gibt dann noch eine Kopfdüngergabe, wenn der Kohlrabi anfängt, seine dicke Knolle auszubilden. Am besten verwendet man dann feines Hornmehl oder Flüssigdünger. Mehr über Kopfdüngungen findet ihr hier: Was ist eigentlich eine Kopfdüngung?. Etwas anspruchsvoller sind die Herbstsorten, sie freuen sich über 2-3 Kopfdüngergaben, allerdings sollte man nicht nach Anfang September düngen, denn wenn wir die Knollen einlagern wollen, brauchen sie noch Zeit, auszureifen. Frisch gedüngtes Gemüse ist „schwammig“ und wenig lagerfähig, dafür anfällig für Fäulnis.
Pflanzabstand von Kohlrabi und Pflanztipps für die Mischkultur.
Platz sparen können wir vor allem dadurch, dass wir den Kohlrabi erst mal auf Saatbeeten heranziehen und nicht direkt in die Reihe setzen. Beim Umpflanzen müssen wir dann nämlich etwas großzügiger sein. Kohlrabi braucht eigenen, großzügigen Standraum, um nicht holzig und schmal zu werden. Unter Glas und Folie sollte jeder Kohlrabi gut 25x20 cm Platz haben und später im Freiland sogar 25x25 cm.
Beim Einpflanzen muss man vorsichtig sein, denn die obersten Wurzeln dürfen gerade einmal mit Erde bedeckt sein. Mit anderen Worten: Nicht zu tief pflanzen, sonst wird die Entwicklung der Knolle gestört.
Mischkulturen, Vor- und Nachkulturen
Üblich ist beispielsweise der Anbau von frühem Kopfsalat mit frühem Kohlrabi, aber auch wenn man Stangenbohnen anbaut, kann man in deren Mitte noch Kohlrabi kultivieren, da Kohlrabi recht schattenverträglich ist. Man sollte die Kohlrabijungpflanzen dann etwa 2 Wochen vor dem Legen der Stangenbohnen einpflanzen. Diese Regel gilt für alle Pflanzen, bei denen der Standraum der „Hauptkultur“ erst spät ausgefüllt wird. Beispielsweise sind das auch Gurken und Tomaten.
Außerdem kann man Kohlrabi als Vorfrucht nehmen für alle Kulturen, die erst nach Mitte Mai gepflanzt werden. Dann müssen wir aber einen frühen Pflanztermin wahrnehmen, für den wir die Jungpflanzen beim Berufsgärtner einkaufen. Die Hauptkultur wäre dann beispielsweise Porree, Sellerie oder auch mit Buschbohnen möglich.
Als Nachfrucht lässt sich der Kohlrabi einsetzen, wenn die Vorkultur oder Hauptkultur bis Ende Juli das Beet geräumt hat. (Keine Kohlsorten)
Mögliche Vorkulturen wären beispielsweise Schalerbsen, Mangold und sehr frühe Möhren.
Wasserversorgung und Gießen von Kohlrabi
Im Gegensatz zu allen anderen Aussagen zum Gießen, die wir sonst machen, muss man bei diesem Gemüse sagen, dass häufiges gießen mit wenig Wasser besser ist, als nur einmal die Woche viel zu gießen. Kohlrabi speichert das Wasser in seiner „Vorratsknolle“, und wenn er sich aus seinem Vorrat bedienen muss, dann gegossen wird und „aufbläht“ und „wächst“, dann reißt er schnell ein. Um das zu verhindern, sollte man wenn es trocken ist, alle paar Tage einen Schluck Wasser aus der Gießkanne verabreichen.
Ernte der Kohlrabis – was nicht auf den Kompost darf
Da die Kohl(rabi)pflanzen nicht nur aus der leckeren Knolle bestehen, behalten wir auch noch den Strunk bzw. die Wurzeln übrig. Diese sollte man nicht auf den Kompost geben, einfach weil Kohlpflanzen so herrlich viele Krankheiten haben können, die unsagbar lange in der Erde überdauern können.
Schädlinge und Krankheiten beim Kohlrabi
Wer wenig Lust auf Kohlweißlingsraupen am Kohlrabi hat, kann seinen Kohlrabi gleich mit einem Kulturschutznetz überbauen, das ist die sicherste, einfachste, kostengünstigste und langfristigste Lösung, die anzubieten ist. Ansonsten kann man die Eier von den Blattunterseiten absammeln, bevor sich die Raupen darin entwickelt haben.
Grundlegendes zum Aufbau von Kulturschutznetzen und was man beachten muss: Kulturschutznetze und Gemüseschutznetze gegen tierische Schädlinge
Ein weiteres Ärgernis können Erdflöhe darstellen, gegen sie gibt es eine Menge Tipps, einerseits mögen sie es ruhig und trocken, dass heißt regelmäßiges gießen, hacken und mulchen. Mischkulturen mit Spinat und Salat meiden Erdflöhe auch eher, jedoch ist bei entsprechendem Befallsdruck davon natürlich nicht mehr viel zu merken. Auch hier würde wieder am besten ein sehr engmaschiges Insektenschutznetz oder Vlies helfen. Die Maschen sollten dann aber nicht größer als 0,8 mm sein.
Gleiches gilt auch für die Kohlfliege und den Kohlgallenrüßler, mit einem Netz ist man gut aufgestellt. Allerdings sollte man Kohlrabijungpflanzen, die man kauft, ruhig etwas intensiver betrachten. Gerade Kohlgallenrüßler könnten auch schon die Jungpflanzen befallen haben. Erkennen kann man das an merkwürdigen Knollen an den Wurzeln, die ähnlich aussehen wie Kohlhernie.
Die Kohlhernie ist dann ein weiteres Leid, dass den Kohlbauern ereilen kann, sie sorgt wie schon gesagt für Wucherungen an den Wurzeln der Pflanze. Es handelt sich dabei um einen Schleimpilz, der die Entwicklung der Pflanze stört. Wer welkende Kohlpflanzen beobachtet, obwohl eigentlich gutes Wetter herrscht, sollte die Wurzeln prüfen.
Wer die Kohlhernie im Haus bzw. auf dem Feld hat, muss die Pflanzen alle vernichten und auf keinen Fall auf den Kompost geben. Anschließend heißt es, 4 Jahre keinen Kohl auf das Feld kommen zu lassen. Weder Kohlrabi noch Weißkohl, noch Blumenkohl und Broccoli. Außerdem sollte man möglichst zwei mal im Jahr stark kalken. Je nach Boden eignet sich Kalkstickstoff dafür oder bei tonigen Böden auch Brandkalk.