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Pflege der Bodenlebewesen - Kompost und seine Zusätze eine Einführung

In jeder handvoll fruchtbaren Gartenbodens leben mehr Mikoorganismen, Bakterien, Würmer und Pilze als es Menschen auf der Erde gibt. Sie helfen in unserem Garten durch die Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenteilen, vererdung und „Produktion“ von natürlichen Düngemitteln.

Sie sind der Grund, warum aus Laubbergen feinstes Humus wird, warum der Grasschnitt verschwindet und die verwelkten Rosenblüten im Frühjahr vom Boden fast schon aufgesaugt werden. Wenn man an kleine Helfer denkt, denkt man oft an Kindergeschichten von kleinen Männchen, die Nachts den Boden fegen und das Geschirr abwaschen. Was in unseren Häusern nicht funktioniert, funktioniert im Garten recht gut.

Unsere Helfer:

Bakterien sind in der Regel sehr spezialisiert, sie verändern bestimmte chemikalische Bindungsformen von Eisen, Mangan oder auch Schwefel. Auch Stickstoff wird von Bakterien produziert, sie brauchen dazu nicht viel mehr als etwas Luft. Schon auf einem Quadratmeter Oberboden geht ihre Zahl in die Billionen. Und neben den Pilzen, die wir im Herbst in ihren farbenprächtigsten Kleidern bewundern können haben wir noch unscheinbare kleine Helfer im Boden wie beispielsweise die Strahlenpilze. Viele Pflanzen leben in Symbiose mit bestimmten Pilzen wie Waldheidelbeeren. Der Pilz benötigt Fichtenlaub, und deshalb ist es oft auch so schwer im Wald ausgegrabene Blaubeeren im heimischen Garten zu kultivieren. Dann gibt es noch Algen, die ausnahmsweise nicht im Gartenteich leben, sondern in den obersten Bodenschichen. Manche dieser Organismen leben so eng zusammen, dass wir sie für eine Einheit halten, wie Flechten. In aller Regel handelt es sich dabei um Algen und Pilze, die symbiotisch zusammen leben.

Das tierische Leben ist auch breit gefächert: Urtierchen, die etwa nur 1/5 mm groß sind und sich aus verschiedenen Arten zusammen setzen, leben zu Milliarden in einem Quadratmeter Oberboden. Neben der Mikrofauna gibt es dann Tiere, die zwar nicht mit dem bloßen Auge, aber immerhin mit einer Lupe erkennbar werden, wie Fadenwürmer, Milben und Nematoden. Die letzte Gruppe haben wir im Garten schon oft beobachtet, die Makrofauna ist mit bloßem Auge zu erkennen: Kellerasseln, Tausendfüssler, Regenwürmer, Insekten und ihre Larven, Schnecken und im weitesten Sinne auch Mäuse, Maulwürfe oder Vögel.

All diese Lebewesen, sind unsere Helfer im Garten und je nach den Bedingungen, die wir ihnen schaffen, setzt sich ihre Artenvielfalt zusammen. Setzen wir unseren Kompost zu dich auf, haben keine Unterfütterung aus groben Ästen und sperrigen Materialien eingebaut, so kann es zu Fäulnis kommen. Unsere „Kompostwelt“ ist sauerstoffarm, es sind daher viele anaerobe Organismen mit dem Abbau beschäftigt. Diesen Zustand versuchen wir als Gärtner zu vermeiden, da wir eine heiße und schnelle Rotte erzeugen wollen.

Man kann einen Kompost nach Rezept aufsetzen oder man versucht sich mit den grundlegenden Prinzipien zu beschäftigen.

Wir wissen jetzt, dass wir Organismen in unserem Kompost fördern möchten, die Sauerstoff benötigen. Deshalb sollten wir versuchen als unterste Lage des Kompostes immer Strauchschnitt zu verwenden. Optimal für die untersten Lagen sind saugende und oder sperrige Materialien. Saugendes Material kann Kompostsäfte auffangen (wir wollen nichts verschwenden), dass kann beispielsweise eine Lage Stroh oder Laub sein. Da Laub zum verkleben neigt, möchten wir dazwischen gern etwas Luft behalten, wir mischen also grobe Stauden und Gehölzschnitt miteinander.

Gut zu wissen ist außerdem, dass nicht die großen Tiere wie Kellerasseln und Regenwürmer mit dem Kompostvorgang beginnen, sondern ihre kleinen Kollegen: Bakterien und Pilze leiten den Rottevorgang ein. Möchten wir ihnen helfen, können wir ihnen einen Leckerbissen zubereiten: 10 Liter Wasser, 1 kg Zucker und 1 Würfel Hefe ergeben eine Nährlösung, die ihren Organismen zu einem Wachstumsschub verhelfen wird. Wir müssen ihnen dabei aber eigentlich nicht helfen, es reicht, wenn Sie ihren Kompost aufschichten. Seien sie ruhig ein fauler Gärtner in dieser Hinsicht, es gibt genug im Garten zutun.

Wer keinen "alten" Kompost zum impfen hat, kann auch zu Schnellkompostern greifen, diese Mittel beinhalten oft Nahrung für die Bodelebewesen (für eine schnelle Vermehrung) und manchmal auch (Start-)Organismen.

Erst, wenn dieser erste Vorgang abgeschlossen ist, gesellen sich Asseln, Tausendfüssler und Regenwürmer auf dem Kompost dazu. Ameisen sind keine großen Helfer auf dem Kompost, ihr Auftauchen ist eher ein Indiz dafür, dass sie ihren Kompost wieder gut durchfeuchten müssen.

Neben der Notwendigkeit zur Belüftung kann man noch das ausgeglichene C/N Verhältnis ansprechen. Unsere Bodenorganismen sind sehr hilfreich, aber auch ein bisschen gefräßig. Viele von ihnen benötigen Stickstoff zum leben, und den nehmen sie sich auch aus unseren Gartenabfällen. Wenn insgesamt wenig Stickstoff vorhanden war, wird unser Humus am Ende wenig Stickstoff enthalten und deshalb kein guter Dünger sein. Andererseits benötigen die Organismen auch Kohlenstoff zum Zellaufbau, fehlt dieser, verläuft die Rotte schlecht - der Stickstoff verwandelt sich und entweicht als Ammoniak in die Luft.

Es ist wie immer im Leben: Das Gleichgewicht muss stimmen. Von einem ausgeglichen Verhältnis kann man bei einem Verhältnis 15 bis 30 Teile Kohlenstoff zu einem Teil Stickstoff sprechen.

Typische C/N-Verhältnisse im normalem Gartenabfall

Rasenschnitt beispielsweise ist relativ ausgeglichen etwa 20:1 (lässt sich allein aber nicht gut kompostieren).

Laub und Nadeln beginnen an der oberen Skala, also 30:1 bis zu 90:1. Daraus können wir ableiten: Laub gern mit stickstoffreichem Material mischen.

Holz und Heckenschnitt und Stroh, Das Kohlenstoffreichste Material im Garten. Man kann sagen etwa 150 Teile Kohlenstoff kommen auf ein Teil Stickstoff. Deshalb sagt man auch oft, unter Laubhäcksel als Mulch gehört eine Handvoll Hornspäne.

Grundsätzlich um so holziger, um so kohlenstoffreicher, Getreidestroh liegt zwischen 50-100, wobei Hafer eher im unteren Segment angesiedelt ist und Weizenstroh deutlich mehr Kohlenstoffe enthält. Heckenschnitt ist eigentlich eine Mischung aus Laub (30 bis 90:1) und Holz (bis zu 500:1).

Gemüse- und Obstreste sind recht Stickstoffreich, man kann ein Verhältnis von 15:1 annehmen. Man kann sie gut mit Laub, Holz, und Rasenschnitt mischen.

Horn und Haare sind sehr stickstoffreich, das C/N-verhältnis liegt bei etwa 2:1. Wer selber Apfelsaft herstellt, sollte seine Apfeltreste als stickstoffreiche Komponente auf dem Kompost verwenden, als Wert kann etwa 12:1 angenommen werden.

Das heißt: In der Regel können wir nur wenig Laub und Heckenschnitt im Kompost verarbeiten, wenn wir nicht noch Brennesseljauche einsetzen möchten oder extra Hornspäne hinzugeben wollen. Eine Alternative wäre, einen stickstoffarmen Kompost / Humus zu produzieren und anschließend mit einer Gründüngung auf Legumiosen-Basis weiteren Stickstoff für die Kulturen hinzuzufügen. Das könnten Wicken sein, oder man baut im ersten Jahr Erbsen oder Bohnen auf dem gedüngten Beet an.

Andererseits betreiben wir auch keine Raketen-Wissenschaften im Hausgarten: mischen Sie einen großen Anteil an gemischten Staudenabschnitten und Grasschnitt mit kleineren Teilen an Gemüse, Mist und kohlenstoffreichem Material wie Laub. Achten sie darauf, dass nur die stickstoffreichen Materialien die kohlenstoffreichen Materialien wie Holzhäcksel ausgleichen können und in der Regel eher zuviel als zu wenig kohlenstoffreiches Material verwendet wird. Geben sie im Zweifel eine kleine Menge Hornspäne hinzu oder Mist (falls vorhanden), kalken sie den Kompost dann aber nicht. Kalk würde den Stickstoff aus dem Mist austreiben und er würde als Ammoniak in die Luft entweichen.

Lichtverhältnisse für Bodenlebewesen

Die meisten Bodelebewesen mögen es dunkel und geschützt unter einer Abdeckung. In der ersten Phase sollte diese Abdeckung luftdurchlässig sein, am besten aus kohlenstoffreichem Material (wie Stroh). Später, nach der Rotte, kann man auch feuchtigkeitsdurchlässige Kompostfolien verwenden.

Kompost aufsetzen und „Rezepte“

Die Schichten im Kompost sind unnötig - Zusätze sind dennoch von Vorteil

Früher wurde ein Kompost gern in Schichten aufgesetzt: Eine Lage Stroh, eine Lage dieses und dann eine Lage jenes. Unsere Bodenlebewesen sind nicht so ordnungsliebend, einfach alle Materialien mit einer Heu- oder Grabegabel vermischen und maximal einen Meter hoch aufschichten. Vorteilhaft ist, etwa 5 Schaufeln Kompost pro Kubikmeter mit einzuarbeiten und je nach Boden pro Kubikmeter 10 handvoll Gesteinsmehl, sowie Algen- oder Muschelkalk.

Ist der Kompost sehr kohlenstoffreich, weil es sich um einen Laubkompost oder reines Stroh handelt, geben wir pro Kubikmeter noch 1-2 kg Hornspäne hinzu. Je nach späterer Verwendung können wir den Laubkompost später pur als Moorbeetdünger und Substrat (z. B. für Heide oder Heidelbeeren) nutzen oder wir geben noch bis zu 5 kg Algen- oder Muschelkalk hinzu, um die Säure aus dem Kompost zu neutralisieren.

Die Mär vom schwer zersetzbaren Laub, dass man lieber entsorgen sollte, muss man, sofern etwas Platz vorhanden ist, nicht ganz so ernst nehmen. Eichenlaub beispielsweise benötigt, wenn es einfach zu großen Haufen aufgesetzt wird etwa 3 Jahre ohne weitere Umsetz- und Pflegearbeiten. Lediglich die oberste Schicht ist in der Regel noch nicht ganz fertig - und beim Ausbringen sollte auf Engerlinge geachtet werden. Im naturnahen Garten werden sich aber Igel einfinden, die sich über die Leckerbissen freuen.

Ansonsten muss man die Engerlinge nicht weiter beachten, sie werden beim Kompostsieben einfach ausgesiebt und kommen anschließend wieder auf den neuen Kompost.

Engerlinge sind die Vorstadien verschiedener Käferarten (Blatthornkäfer) wie dem Nashornkäfer, der unter Naturschutz steht und nicht getötet werden darf. In Beete und im Besonderen in Töpfe sollte man die Larven nicht mit dem Kompost bringen, sie könnten die Wurzeln der Pflanzen anfressen, wenn sie nicht genug abgestorbenes Material finden.

Es kann sich auch um den Maikäfer handeln, der im Gemüsebeet durchaus Schaden anrichten ann, deshalb sollte man die Käferlarven grundsätzlich einfach aussortieren und zurück zum Kompost geben.

Das Umsetzen

Wie oft ein Kompost umgesetzt werden soll, da scheiden sich die Geister. Es kommt darauf an, was man sich vom Kompost erwartet. Soll der Kompost nur dazu dienen, die lästigen Gartenabfälle los zu werden, und ist ausreichend Platz vorhanden, brauchen wir ihn nur gemischt aufzusetzen. Früher oder später, wird der so gemischte Kompost (meist 1-2 Jahre) fertig sein. Es dauert nur länger, wenn das Material wirklich ungünstig gemischt ist, also beispielsweise ausschließlich aus kohlenstoffreichen Materialien besteht. Außerdem kann es sein, dass sich der untere Teil schon gut zersetzt hat, aber oben noch grobe Materialien aufliegen, die man runterschaufeln muss, um an den fertigen Kompost zu kommen.

Kompost nicht mit dem Spaten, sondern der Dünge/Kompost- oder (bei kleineren Haufen) Grabegabel auf- und umzusetzen geht leichter von der Hand

Mist- & Kompostgabeln haben einen längeren Stiel und ein gebogeneres Zinkenblatt als die klassische Grabegabel

Wer einen gleichmäßigeren Kompost bevorzugt und die Arbeit nicht scheut, setzt am besten 4 Wochen nach dem Aufsetzen um. Dabei sollten alle Teile, die zuerst außen waren, nach innen geschaufelt werden und alle inneren Teile kommen dann nach Außen. Das hat folgenden Vorteil: der gut gemischte Kompost durchläuft eine Heißrotte, die heißt nicht nur so, die Temperatur steigt im inneren wirklich. Durch die Hitze werden Unkrautsamen und auch Krankheitserregner vernichtet. Wenn wir also möglichst alle Pflanzenteile der Heißrotte unterwerfen, wird unser Kompost schneller gar sein und weniger unliebsame Überraschungen für uns vorhalten. Manche Kompostmeister setzen ihren Kompost dann weiterhin um, alle 2, 4 oder 6 Wochen.

Für den Hausgärtner reicht diese erste Umsetzung in der Regel aus, um in einem Jahr einen Kompost fertig zu bekommen. Setzen wir öfter um, kann sich die Rotte schneller vollziehen und wir können unter Umständen früher Kompost ernten. Hat man halbfertigen Kompost im Herbst, könnte man diesen auch über den Winter auf den Beeten verteilen. Die groben Bestandteile decken dann den Boden als Mulch ab, schützen vor Erosion und geben Nährstoffe an die Humusschicht des Beetes ab. Im Frühjahr könnten die nicht zersetzten Bestandteile dann abgeharkt werden. Bei großen Kulturen, wie Mais oder Zucchini, könnten sie sogar liegen bleiben und das Bodenleben anregen.

Andererseits könnte man auch sagen: bloß nicht abharken. Das Beet lieber mit kohlenstoffreichem Material abdecken (zersetzt sich nur langsam) oder Gründüngung säen und den Kompost noch mit Brettern abdecken. Dadurch würde der Kompost weniger vom Regen durchgeweicht und Nährstoffe würden weniger ausgewaschen. Den Kompost würden wir dann erst im nächsten Jahr ausbringen, genau dann, wenn unsere Pflanzen wachsen und dringend Nährstoffe benötigen.

Letztlich eine Frage der Philosophie, des Geschmacks oder wann man die notwendige Zeit hat.