Kartoffeln411

Zusammenfassung einer alten Anleitung zum Aussäen von Kartoffeln mittels Saatgut

Züchten und Auslesen neuer Kartoffelsorten

Kartoffeln können nicht nur gelegt sondern auch ausgesät werden, wobei der Erfolg dabei recht schwankend sein kann. Die Sorte wird nicht „sortenecht“ mit dem Samen vergeben, die Kartoffeln können daher anders aussehen als die Kartoffeln der Mutterpflanze.

Die Anleitung, welche hier zusammen gefasst wird, stammt von J. F. Zerzog aus seinem Buch "25 praktische Hauptregeln mit einfachen kurzen Erläuterungen über Abhülfe der herrschenden Kartoffelkrankheiten" aus dem Jahr 1846.

Das Saatgut sammeln:

  1. Man sammle jedes Jahr eine bestimmte Menge an Samenäpfeln (Früchte der Kartoffelpflanze, sie sehen ein bisschen aus wie unreife Tomaten), die nach der Blüte entstehen. Die kleineren Samenäpfel/Früchte wirft man weg, die großen hebt man auf.
  2. Die Früchte bündelt man und hängt sie an einem luftigen trockenen Ort auf (z. B. Dachboden)
  3. Die Früchte reifen nach und werden weich und breiig. Dann werden sie zerdrückt und in einem Sieb mit Wasser wäscht man die Samen aus.
  4. Die so gewonnenen Samen werden auf ein Tuch gegeben.
  5. An einem mäßig-warmen, trockenen Ort werden die Samen auf dem Tuch getrocknet (bitte das Alter des Buches beachten: damit ist ein Abstellraum ohne Heizung gemeint, der an einen beheizten Raum angrenzt)
  6. Die trockenen Samen werden sortiert: kleine und unvollkommene Samenkörner werden aussortiert.
  7. Die guten Samen in ein dünnes Säckchen füllen und an die Wand eines ungeheizten trockenen Zimmers hängen.

Das Saatgut aussäen:

Der Autor spricht davon, dass das Beet, auf dem die Aussaat vorgenommen werden soll, folgende Punkte erfüllt:

  • lockerer, trockener Boden
  • eher sandig, als lehmig
  • fruchtbar, aber nicht frischgedüngt
  • eisfrei
  • von Unkräutern vollkommen gereinigt
  • sonnig liegend
  • gegen die Mittagsseite gelehnt ist (d. h.: das Beet soll im Süden liegen)
  • die Rückseiten des Beetes sollen gegen Osten und Norden gegen eine Hauswand stoßen (also geschützt vor kalten Winden liegen, gewärmt durch die Speicherung der Sonnenenergie in der Hauswand)
  • der Boden soll im Herbst umgegraben worden sein, aber nur der Oberboden (Humusschicht)
  • außerdem soll er im Herbst zu Dämmen aufgehäuft worden sein
  • im Frühjahr sollen die Dämme geebnet werden

Auf das so aufwändig vorbereitete Beet soll im Frühjahr, wenn es warm und ausreichend feucht ist, ausgesät werden. Die Samen sollen breitwürdig oder in sehr flache Rinnen aussät werden. Danach müssen sie mit einem Rechen eingedrückt oder mit einem stumpfen Besen leicht unter den Boden gebracht werden.

Anschließend vorsichtig angießen und das Beet auch bei trockener Witterung weiterhin feucht halten.

Ist das Wetter noch nicht ausreichend stabil und warm oder sind Fröste zu erwarten, muss das Beet nochmal abgedeckt werden. Dazu schlägt man Pfosten in den Ecken ein und befestigt Bretter daran. Auf den so gebauten Kasten werden wieder Bretter gelegt und diese werden mit Stroh abgedeckt. Heutzutage würde man wohl gleich im Frühbeet aussäen - von einem Mistbeet wird "aus leicht einsehbaren Gründen" abgeraten.

Nachdem die Pflanzen aufgegangen sind und schon einige Zoll hoch sind, werden die schwächsten und kümmerlichsten ausgerissen.

Nach weiterem Wachstum werden die Pflanzen ausgehoben und umgepflanzt. Herr Zerzog schrieb, jeder Ackerbauer wüsste genau, wann diese Zeit gekommen ist. Für uns Nicht-Ackerbauern würde ich folgendes empfehlen: Wenn die Pflanzen relativ stabil sind, so dass sie ohne Schaden aus dem Boden genommen werden können. Dabei kann die Erde eingeweicht werden, damit möglichst keine Wurzeln abgerissen werden.

Die so gezogenen Jungkartoffeln werden dann im üblichen Abstand auf das eigentliche Kartoffelfeld ausgebracht und eingepflanzt. Bei anhaltend trockener Witterung müssen die so gewonnenen Pflanzen auf dem Feld am Anfang noch gegossen werden.

Im Herbst werden dann die Kartoffeln vor Eintritt der Kälte gerodet.

Und obwohl diese Kartoffeln, wie schon oben gesagt, alle von einer Sorte abstammen, sehen die Kartoffeln sehr unterschiedlich aus. In der Regel sind die Kartoffeln sehr klein, so dass man die kleinsten gleich entfernen kann.

Die mittelgroßen und die einzelnen größeren Kartoffeln bewahrt man dann sorgfältig auf und sortiert diese wiederum. Diese Saatkartoffeln werden dann im nächsten Frühjahr gelegt, im Herbst geerntet und wieder sortiert und eingelagert. Diese Vorgehen wird 3 bis 4 Jahre lang wiederholt. Erst dann hat man eine reife Sorte erzeugt. Der Autor sagt weiterhin, dass die Kartoffeln, bis sie 3 oder 4 mal nachgebaut wurden, nicht „vollkommen“ sind und beim Kochen „seifig“ wären.